Die türkische Zentralbank hat ihre Zinspolitik auch im siebten Monat in Folge nicht verändert und den Leitzins auf 50 Prozent belassen. Dies ist Teil der rigorosen geldpolitischen Haltung, die die Zentralbank zur Bekämpfung der hartnäckig hohen Inflation in der Türkei beibehält.
Die Entscheidung der Zentralbank wurde erwartet, da die Inflation zuletzt nur leicht gesunken ist. Im September fiel die jährliche Inflationsrate von 51,97 Prozent im Vormonat auf 49,38 Prozent, während die monatliche Teuerung leicht auf 2,97 Prozent anstieg. Dieser Rückgang fiel jedoch geringer aus als prognostiziert, was bei Analysten neue Sorgen bezüglich der zukünftigen geldpolitischen Ausrichtung weckte.
Unsicherheiten in der Inflation bekämpfen
Die Zentralbank sieht trotz der stabilen Inflation weiterhin Risiken und Unsicherheitsfaktoren, insbesondere was die Entwicklung der Preise im Dienstleistungssektor angeht. In ihrer Mitteilung nach der Sitzung des geldpolitischen Ausschusses betonte sie, dass das Hauptziel weiterhin darin besteht, die Inflationserwartungen mit den mittelfristigen Prognosen in Einklang zu bringen und eine nachhaltige Senkung des Preisniveaus zu erreichen.
Die steigenden Inflationserwartungen, vor allem aufgrund der anhaltenden Inlandsnachfrage und der Lohnsteigerungen zum Jahreswechsel, sorgen dafür, dass Analysten mit einer längeren Phase hoher Zinsen rechnen. Während einige Banken wie JP Morgan und Morgan Stanley ursprünglich mit Zinssenkungen bereits im November gerechnet hatten, verschieben sich diese Erwartungen nun voraussichtlich auf das kommende Jahr.
Bleibt die Zinswende 2024 aus?
Einige Analysten sehen jedoch aufgrund der jüngsten Entwicklungen kaum Spielraum für Zinssenkungen vor Januar 2025. Die höheren als erwarteten Preisanstiege, gepaart mit Unsicherheiten über die kommenden Preis- und Lohnanpassungen zum Jahreswechsel, veranlassen viele Experten dazu, ihre Prognosen anzupassen. So rechnet etwa Barclays mit einer entscheidenden Bedeutung der Oktober-Inflationsdaten, bevor die Zentralbank über weitere Schritte entscheiden kann.
Die türkische Zentralbank bleibt in ihrer Kommunikation eindeutig: Sollte die Inflation weiter außer Kontrolle geraten, könnten zusätzliche Maßnahmen zur weiteren geldpolitischen Straffung erforderlich werden, um die Preisstabilität langfristig zu sichern.
Ein schwer kalkulierbarer Kurs
Während die hohe Inflation das Land weiterhin belastet, muss die türkische Zentralbank mit einer Gratwanderung zwischen Inflationseindämmung und wirtschaftlicher Stabilität jonglieren. Die Aussicht auf Zinssenkungen rückt durch die hartnäckige Inflation immer weiter in die Ferne, was Unternehmen und Konsumenten weiterhin stark unter Druck setzt. Die Entwicklungen in den kommenden Monaten, insbesondere in Bezug auf den Arbeitsmarkt und die Lohnentwicklung, werden entscheidend für den weiteren geldpolitischen Kurs sein.