ANKARA – Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht gute Chancen für einen nachhaltigen Aufschwung der türkischen Wirtschaft bis 2026 – vorausgesetzt, Ankara hält an seinem restriktiven wirtschaftspolitischen Kurs fest. Das geht aus dem aktuellen “Türkiye Review Report” hervor, den OECD-Ökonom Sébastien Turban im Gespräch mit der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu erläuterte.
Seit Mitte 2023 habe die Türkei ihre Geld- und Fiskalpolitik deutlich gestrafft, so Turban. Dies habe zu einem rückläufigen Leistungsbilanzdefizit, sinkenden Inflationserwartungen und insgesamt besserer wirtschaftlicher Stabilität geführt.
„Obwohl die Inflation noch hoch ist, zeigt der Trend klar nach unten“, betonte Turban.
Entscheidend sei nun, dass die Regierung weiterhin konsequent Kurs halte – auch im Sinne des Mittelfristprogramms, das auf niedrige Haushaltsdefizite und nachhaltige Staatsverschuldung abzielt. Auch die Zentralbank der Türkei erhalte Lob für ihre transparente Kommunikation: Zinsentscheidungen würden klar an Inflationsdaten geknüpft, was das Vertrauen der Märkte stärke.
Positive Entwicklung bei Devisenreserven
Ein weiteres positives Signal: Die Netto-Devisenreserven (ohne Swaps) seien 2024 erstmals seit Anfang 2020 wieder ins Plus gerückt – ein „sehr ermutigendes Zeichen“ laut Turban. Trotz kurzfristiger Schwankungen spreche das für eine robustere Außenwirtschaftsposition der Türkei.
Wachstum auf nachhaltigem Niveau
Laut OECD-Prognose wird die türkische Wirtschaft 2025 um 3,1 Prozent wachsen. 2026 soll das Wachstum auf 3,9 Prozent anziehen – nahe dem geschätzten Potenzialwachstum von 4 Prozent. Dieses Niveau vermeide übermäßigen Inflationsdruck, so Turban, und sei das Ergebnis einer bewussten wirtschaftspolitischen Drosselung nach Jahren überhitzten Wachstums.
Investoren zeigen wieder Interesse
Auch das internationale Investorenvertrauen habe sich verbessert, was unter anderem an jüngsten Rating-Anhebungen abzulesen sei. Die Türkei müsse diesen Trend jetzt nutzen, um langfristige, stabile Direktinvestitionen anzuziehen – statt kurzfristiger, spekulativer Kapitalzuflüsse.
„Es gibt noch Luft nach oben – aber die Richtung stimmt“, resümierte Turban.