Leistungsbilanzdefizit ist kein Problem mehr – Mehmet Şimşek über die Wirtschaftspolitik der Türkei

Bild: dha
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29.11.2024 – 6:45 Uhr

Der türkische Finanz- und Schatzamtsminister Mehmet Şimşek erklärte beim Tourismus-Investitionsforum, dass die Türkei ihr chronisches Problem des Leistungsbilanzdefizits weitgehend gelöst habe. Laut seiner Aussage sei das Defizit im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt auf unter ein Prozent gesenkt worden. Er hob hervor, dass insbesondere die Einnahmen aus dem Tourismus sowie der Export von Dienstleistungen maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen hätten. „Das Leistungsbilanzdefizit ist kein bedeutender Risikofaktor mehr“, sagte er.

Investitionen als Wachstumsmotor

Mehmet Şimşek unterstrich die starke Wachstumsleistung der türkischen Wirtschaft in den letzten zwei Jahrzehnten. Demnach wurden rund 280 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur investiert. Für die kommenden 20 bis 30 Jahre seien weitere 200 Milliarden US-Dollar geplant. Besonders der Ausbau des Schienennetzes stehe dabei im Fokus. Ziel sei es, Industriegebiete besser an Häfen anzubinden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren.

Energiewende soll Defizit weiter senken

Die Fortschritte im Bereich erneuerbarer Energien wurden von Şimşek ebenfalls betont. Der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten installierten Kapazität habe inzwischen 59 Prozent erreicht und solle in Kürze über 60 Prozent steigen. Gleichzeitig werde der Ausbau von Kernenergie vorangetrieben, um langfristig die Energieabhängigkeit zu verringern und die Nachhaltigkeit zu fördern. „Die strukturellen Veränderungen im Energiesektor leisten einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität des Landes“, erklärte er.

Inflation bleibt zentrale Herausforderung

Trotz positiver Entwicklungen räumte Şimşek ein, dass die Bekämpfung der Inflation weiterhin eine vorrangige Aufgabe bleibe. Für das Jahr 2023 rechne man mit einer Inflationsrate von etwa 44 bis 45 Prozent, mittelfristig sei jedoch eine Rückkehr zu einstelligen Werten das erklärte Ziel. Zudem hob er die gestiegenen Devisenreserven hervor, die laut internationalen Standards nun ausreichend seien. Die eingeleiteten Strukturreformen zeigten erste positive Auswirkungen, weshalb die Regierung diesen Kurs fortsetzen wolle.

Ein Blick auf die Zukunft

Die Türkei setzt weiterhin auf ehrgeizige Investitionsprojekte und Reformen, um ihre wirtschaftlichen Herausforderungen nachhaltig zu bewältigen. Die Erfolge im Energiesektor und der Infrastruktur sowie der Beitrag des Tourismus bilden hierbei zentrale Säulen. Gleichzeitig bleibt der Druck, die Inflation zu senken und die wirtschaftliche Stabilität langfristig zu sichern, bestehen. Die Regierung sieht sich jedoch auf einem vielversprechenden Weg.