Bei der Veranstaltung „Türkisch-Deutscher Investitions- und Kooperationsgipfel“, die von der Handelskammer Izmir (IZTO) und dem Industrieverband der Ägäisregion (EBSO) gemeinsam mit der Deutschen Botschaft in Ankara organisiert wurde, stand ein sensibles Thema im Mittelpunkt: das Visumverfahren für türkische Geschäftsleute. Ender Yorgancılar, Vorsitzender des EBSO, machte eine überraschende Aussage: „Die Stadt mit den meisten abgelehnten Visaanträgen aus Deutschland ist Izmir – Deutschlands wichtigster Handelspartner in der Türkei“.
Yorgancılar betonte, dass die bürokratischen Hürden im Visaverfahren nicht nur Zeit kosteten, sondern auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit behinderten:
„Die Terminvergabe dauert viel zu lange, die Wartezeiten nach der Antragstellung sind ebenfalls erheblich und die meisten Visa werden nur für kurze Zeiträume erteilt oder sogar abgelehnt. Unsere Mitglieder können nicht an Messen teilnehmen, und technische Teams erhalten keine Visa, um Maschinen zu installieren“.
Laut Yorgancılar steht Deutschland an siebter Stelle der Länder mit den höchsten Ablehnungsquoten für türkische Visumanträge. Besonders kritisch sei die Situation für Izmir, eine Stadt, die eine Schlüsselrolle in den Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland spiele. „Wir appellieren an die deutsche Botschaft, die Visaprobleme unserer Geschäftsleute schnellstmöglich zu lösen“, betonte er.
Deutsch-türkischer Handel weiter auf Wachstumskurs
Mahmut Özgener, Präsident der Handelskammer Izmir, unterstrich die große Bedeutung Deutschlands als Handelspartner für die Türkei: „In den ersten neun Monaten dieses Jahres beliefen sich unsere Exporte nach Deutschland auf 15,3 Milliarden US-Dollar, die Importe auf 19,8 Milliarden US-Dollar. Wir gehen davon aus, dass unsere Exporte bis zum Jahresende die Werte der letzten drei Jahre, die zwischen 17 und 19 Milliarden US-Dollar lagen, übertreffen werden.“
Deutschland ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner der Türkei in den Bereichen Industrie, Technologie und Handel. Umso mehr stoßen die Visaprobleme der türkischen Wirtschaft auf Unverständnis. Für Izmir, das als eines der wirtschaftlichen Zentren des Landes gilt, könnte eine Verbesserung der Situation entscheidend dazu beitragen, das Handelsvolumen weiter zu steigern und die bilaterale Zusammenarbeit zu stärken.