Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten prognostiziert die US-Investmentbank Goldman Sachs eine kräftige Zinserhöhung durch die Türkische Zentralbank (TCMB). In einem aktuellen Bericht gehen die Ökonomen Clemens Grafe und Başak Edizgil davon aus, dass der Leitzins – der einwöchige Repo-Satz – bei der nächsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses am 17. April oder sogar schon davor um 350 Basispunkte angehoben wird.
Goldman verweist auf die jüngste Entscheidung der TCMB vom 20. März, als der Übernacht-Kreditfazilitätssatz bereits um 200 Basispunkte erhöht wurde. Die Analysten sehen darin ein Signal, dass die Zentralbank zunächst kurzfristig auf Marktschwankungen reagieren wollte, bevor sie den Leitzins anpasst – offenbar auch, um Rücksprache mit anderen Akteuren zu halten.
Der Bericht betont, dass der jüngste Verkaufsdruck auf den Märkten primär von ausländischen Investoren ausging, aber auch von lokalen Akteuren verstärkt wurde. Dennoch sieht Goldman Sachs die Situation aufgrund der hohen Währungsreserven als kontrollierbar an.
Größeres Risiko bestehe laut den Analysten in einer möglichen Rückkehr zur Dollarisierung von Inlandseinlagen – also einer wachsenden Abkehr vom Vertrauen in die türkische Lira.
Die erwartete Zinserhöhung soll laut Goldman vor allem dazu dienen, den Willen und die Fähigkeit der Zentralbank zu unterstreichen, das Disinflationsprogramm konsequent umzusetzen. Dies könne zwar zusätzliche Risiken für die Wachstums- und Inflationsprognosen mit sich bringen, man wolle jedoch vorerst an den bisherigen Einschätzungen festhalten.