Europäische Kommission korrigiert Wirtschaftsprognosen für die Türkei

19.11.2024 – 6:40 Uhr

Die Europäische Kommission hat ihre Wirtschaftsprognosen für die Türkei angepasst und dabei die Inflationsrate nach oben sowie das Wirtschaftswachstum nach unten korrigiert. Im aktuellen Bericht “Europäische Wirtschaftliche Prognosen, Herbst 2024” werden die wirtschaftlichen Aussichten des Landes detailliert analysiert.

Angepasste Wachstumsprognosen

In ihrem Frühjahrsbericht 2024 hatte die Kommission ein Wirtschaftswachstum von 3,5 % für die Türkei prognostiziert. Diese Schätzung wurde nun auf 3,0 % für das Jahr 2024 reduziert. Für 2025 wurde die Wachstumsprognose von ursprünglich 3,8 % auf 3,2 % gesenkt, während für 2026 ein Wachstum von 4,0 % erwartet wird.

Steigende Inflationsprognosen

Die Inflationsprognosen wurden ebenfalls nach oben korrigiert. Für das Jahr 2024 wird nun eine durchschnittliche Inflationsrate von 59,8 % erwartet, gegenüber der vorherigen Schätzung von 57,4 %. Für 2025 wird eine Inflationsrate von 30,8 % und für 2026 von 17,8 % prognostiziert.

Die Arbeitslosenquote in der Türkei wird laut Kommission im Jahr 2024 bei 9,3 % liegen und bis 2025 auf 9,9 % ansteigen. Für 2026 wird ein leichter Rückgang auf 9,8 % erwartet.

Auswirkungen auf den privaten Konsum

Die Kommission weist darauf hin, dass die restriktive Geldpolitik den privaten Konsum dämpfen dürfte. Die Verlangsamung des Beschäftigungswachstums und die Anpassung des Mindestlohns könnten den Konsum weiter einschränken.

Investitionen und öffentliche Ausgaben

Trotz der laufenden Wiederaufbauarbeiten nach dem Erdbeben wird erwartet, dass die Investitionen aufgrund des hohen Zinsniveaus kurzfristig stagnieren. Erst gegen Ende 2025, mit einer Stabilisierung der makroökonomischen Bedingungen, wird eine Beschleunigung der Investitionen prognostiziert. Die öffentlichen Ausgaben werden voraussichtlich einem ähnlichen Muster folgen, da die Notwendigkeit, die Inflation zu senken und eine restriktive Fiskalpolitik beizubehalten, die Ausgaben begrenzt.

Handelsbilanz und Außenwirtschaft

Die Kommission geht davon aus, dass die vergleichsweise schwache Inlandsnachfrage den Importwachstum dämpfen wird, während das Exportwachstum voraussichtlich höher ausfallen wird. Insgesamt wird ein moderates Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig sinkender Inflation als wahrscheinlichstes Szenario für die türkische Wirtschaft angesehen.

Diese Anpassungen der Wirtschaftsprognosen unterstreichen die Herausforderungen, denen die Türkei in den kommenden Jahren gegenübersteht, insbesondere in Bezug auf Inflation, Arbeitslosigkeit und Investitionen. Die Regierung ist gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten und nachhaltiges Wachstum zu fördern.