In der türkischen Vansee-Region haben rund 180 Flamingos, die normalerweise im November in die wärmeren Gefilde Afrikas ziehen, aufgrund ungewöhnlicher Wetterbedingungen die Region nicht verlassen. Um die sesshaft gewordenen Zugvögel zu schützen, hat das Provinzkommando der Jandarma verstärkte Sicherheitsmaßnahmen eingeführt und führt rund um die Uhr Patrouillen durch.
Die Flamingos stammen ursprünglich aus dem iranischen Urmiya-See und verbringen jeden Sommer in den Feuchtgebieten rund um den Vansee, wo sie ihre Jungen aufziehen. Normalerweise brechen sie im November in Richtung Afrika auf. In diesem Jahr jedoch haben einige Gruppen aufgrund der milden Winterbedingungen beschlossen, die Region nicht zu verlassen. Bei regelmäßigen Überwachungen durch die Behörde für Natur- und Nationalparks wurden etwa 180 Flamingos gezählt, die in den Schilfgebieten entlang des Vansees verbleiben.
Rund-um-die-Uhr-Schutz durch Jandarma
Die Jandarma hat als Reaktion auf die ungewöhnliche Situation spezielle Umweltschutzteams im Einsatz, die insbesondere die Ufergebiete nahe der Ortschaft Göründü im Bezirk Gevaş überwachen. „Unsere Aufgabe ist es, die natürlichen Lebensräume der Flamingos zu schützen und illegale Jagd zu verhindern“, erklärt Jandarma-Unteroffizier Yavuz Şahin. Er betont die Bedeutung des Vansees als weltweit größter Sodasee, dessen salziges und alkalisches Wasser ideale Bedingungen für die Flamingos bietet.
Zur Überwachung setzt die Jandarma moderne Technologie ein: Drohnen, Wärmebildkameras und Ferngläser kommen zum Einsatz, um illegale Jagdaktivitäten frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. „Kälte und Schnee sind nicht die größten Bedrohungen für die Flamingos, sondern Wilderer“, so Şahin. Besonders nachts sind die Kontrollfahrten intensiv, um potenzielle Wilderer abzuschrecken.
Strenge Strafen für Wilderei
Die Jandarma zeigt sich konsequent gegenüber Wilderern. Seit Jahresbeginn wurden 84 Personen wegen Verstößen gegen das Jagdgesetz angeklagt. Die verhängten Geldstrafen belaufen sich auf insgesamt 2,49 Millionen Türkische Lira. Neben empfindlichen Bußgeldern werden auch die verwendeten Fahrzeuge und Jagdwaffen beschlagnahmt. Die rechtliche Grundlage bildet das Jagdgesetz Nummer 4915, das strikte Regeln zum Schutz bedrohter Tierarten wie der Flamingos vorsieht.
Vansee: Ein Paradies für Vogelarten
Die Region um den Vansee ist ein wichtiges Habitat für Zugvögel. Von den insgesamt 453 Vogelarten, die in der Türkei vorkommen, sind fast die Hälfte regelmäßig in dieser Gegend zu beobachten. Neben Flamingos zieht der Vansee auch Pelikane, Reiher und verschiedene Entenarten an, die die salzhaltigen Wasserflächen als Nahrungs- und Brutgebiete nutzen.
Die Flamingos selbst sind in den seichten Uferbereichen besonders aktiv, wo sie durch Filtern des Wassers kleine Krebse und Algen aufnehmen. Diese spezielle Ernährung ist auch der Grund für ihr charakteristisches rosa Federkleid.
Pläne für die Zukunft: Tourismus und Naturschutz vereinen
Um die Attraktivität der Region zu erhöhen, planen die lokalen Behörden in Zusammenarbeit mit der Jandarma weitere Maßnahmen. Geplant sind neue Aussichtspunkte und Informationszentren für Touristen, die mehr über die einzigartige Flora und Fauna des Vansees erfahren möchten. Zudem sollen strengere Regelungen für Angler und Bootsfahrer eingeführt werden, um die Störungen der Vogelschutzgebiete zu minimieren.
Experten hoffen, dass die Flamingos bis spätestens März ihre Reise fortsetzen. Bis dahin bleibt die Jandarma im Einsatz, um die wertvollen Zugvögel und ihre Lebensräume vor Gefahren zu bewahren.