Türkei: Erdbeben der Stärke 6,2 erschüttert Istanbul – Experten warnen vor weiterer Aktivität

23.04.2025 – 12:05 Uhr

 

Nach einem ersten Erdbeben mit einer Stärke von 3,9 auf der Richterskala ist Istanbul am Mittwochnachmittag von einem zweiten, deutlich stärkeren Beben erschüttert worden. Das Zentrum des zweiten Bebens lag erneut vor der Küste von Silivri im Marmarameer. Mit einer Stärke von 6,2 auf der Richterskala und einer Dauer von rund zehn Sekunden löste das Ereignis große Panik unter der Bevölkerung aus. Auch in den umliegenden Provinzen war das Beben deutlich zu spüren.

Nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD ereignete sich das erste Beben in einer Tiefe von 6,99 Kilometern. Nur kurze Zeit später folgte ein stärkeres Beben, dessen Erschütterungen Istanbul und die weitere Marmara-Region in Alarmbereitschaft versetzten.

In einer Live-Sendung des Nachrichtensenders NTV äußerte sich der renommierte Geologe Prof. Dr. Okan Tüysüz zur aktuellen Lage. Das stärkere Beben habe sich an einem Abschnitt der Nordanatolischen Verwerfung (KAF) ereignet – jener geologisch aktiven Zone, in der Experten schon seit längerem ein größeres Beben für Istanbul vorhersagen.

„Es handelt sich um eine Region, die bisher keine starken Beben hervorgebracht hat, aber ständig Spannung aufbaut“, erklärt Tüysüz. Auch wenn die Erschütterung nicht unbedingt als Vorbote eines größeren Bebens zu werten sei, könne man dies derzeit nicht ausschließen: „Ob es sich um ein Vorbeben handelt, werden erst weitere Beobachtungen zeigen. Derzeit gehen wir von einem eigenständigen Ereignis aus.“

Die Region südlich von Silivri gilt unter Experten als besonders kritisch. Dort ist die Verwerfung seit Jahren „verriegelt“, das heißt, sie löst keine regelmäßigen Erdbeben aus – ein Zustand, der zu einem gefährlichen Spannungsaufbau im Gestein führen kann. Solche Zonen gelten als potenziell besonders gefährlich, da sie plötzlich große Energiemengen freisetzen können.

Prof. Tüysüz betonte, dass auch moderate Beben wie das gestrige ein Zeichen dafür sein können, dass sich die Spannungen im Untergrund teilweise entladen. Sie sind aber auch ein deutliches Zeichen dafür, dass die seismische Aktivität in der Region weiterhin hoch ist.

Die Behörden riefen die Bevölkerung zur Ruhe, aber auch zur Wachsamkeit auf. Größere Schäden oder Verletzte wurden bisher nicht gemeldet. Dennoch bleibt die Sorge vor einem „großen Beben“ in der Metropole Istanbul – einer Stadt mit mehr als 15 Millionen Einwohnern, die seit langem im Fokus der Erdbebenforschung steht.

Aktualisierung: Weitere Erdbeben in der Region

Am frühen Nachmittag ereigneten sich zwei weitere Erdbeben in der Marmara-Region. Das dritte Beben ereignete sich um 12:51 Uhr Ortszeit und hatte eine Stärke von 4,4 Ml. Das Epizentrum lag im Marmarameer, etwa 14,74 Kilometer südlich von Büyükçekmece in einer Tiefe von 7 Kilometern.

Nur elf Minuten später folgte um 13:02 Uhr das vierte Beben mit einer Magnitude von 4,9 Mw. Auch dieses Beben hatte sein Zentrum im Marmarameer, etwa 16,77 Kilometer südlich von Büyükçekmece, und ereignete sich in einer Tiefe von 7,02 Kilometern.