Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und rückläufiger Vermietungsaktivitäten gibt es in Istanbul eine Konstante: Die Abdi İpekçi Caddesi im Stadtteil Nişantaşı ist auch 2024 die teuerste Einkaufsstraße der Metropole. Mit einer Spitzenmiete von 250 US-Dollar pro Quadratmeter behauptet sie ihre Spitzenposition nicht nur innerhalb der Stadt, sondern lässt auch renommierte europäische Einkaufsstraßen wie die in Amsterdam, Prag und Helsinki hinter sich.
Dies geht aus dem aktuellen Istanbul Shopping Street Report von Cushman & Wakefield hervor. Die Studie beleuchtet die Entwicklungen in den drei wichtigsten Einkaufsstraßen der Stadt: Bağdat Caddesi, İstiklal Caddesi und Nişantaşı.
Einbruch bei Vermietungen – Mieten bleiben dennoch hoch
Demnach ist der Gesamtflächenumsatz im Jahr 2024 mit rund 12.000 m² auf den niedrigsten Stand seit 2014 gesunken. Hauptgründe dafür sind der hohe Leerstand und das begrenzte Flächenangebot. Viele Einzelhändler ziehen es vor, an ihren bestehenden Standorten festzuhalten, was die Zahl der Neuvermietungen reduziert. Dennoch befinden sich die Spitzenmieten auf dem höchsten Stand seit acht Jahren.
Weniger Leerstände, aber auch weniger Abschlüsse
Erfreulich ist der Rückgang der Leerstände: 34 Prozent der leerstehenden und 24 Prozent der im Umbau befindlichen Ladenflächen konnten 2024 neu vermietet werden. Dennoch bleibt die Aktivität hinter den Vorjahren zurück. Wurden 2020 noch 128 Vermietungen gezählt, waren es im laufenden Jahr nur noch 51.
Unterschiedliche Entwicklungen je nach Lage
Die einzelnen Einkaufsstraßen weisen eine unterschiedliche Dynamik auf. In der İstiklal Caddesi und der Nişantaşı ist zwar die Anzahl der Transaktionen gesunken, gleichzeitig ist aber die durchschnittliche Größe der vermieteten Flächen gestiegen. Dies deutet darauf hin, dass die Marken verstärkt auf größere Verkaufsflächen setzen. Ein anderes Bild zeigt sich auf der Bağdat Caddesi, wo aufgrund des knappen Angebots vermehrt kleinere Flächen gesucht werden. Trotz dieser Herausforderungen verzeichnet die Straße einen leichten Anstieg der Vermietungsleistung.
Gastronomie gewinnt an Bedeutung
Auch die Branchenverteilung der Mieter verschiebt sich: Zwar dominieren nach wie vor Mode- und Schuhgeschäfte mit einem Anteil von 36 Prozent, aber die Gastronomie hat ihren Anteil deutlich von 23 auf 32 Prozent gesteigert und liegt nun an zweiter Stelle.
Fußgängerfrequenz steigt – mit einer Ausnahme
Hinsichtlich der Passantenfrequenz konnten die İstiklal Caddesi und Nişantaşı zulegen, während die Bağdat Caddesi Einbußen hinnehmen musste. İstiklal Caddesi wird durchschnittlich von 7,5 Millionen Menschen pro Monat besucht, Nişantaşı erreichte ein jährliches Wachstum von 59 Prozent bei den Wochenendbesuchern und kam auf 36,2 Millionen Besucher pro Jahr. Bağdat Caddesi hingegen verlor aufgrund von Bauarbeiten und Infrastrukturmaßnahmen bis zu 40 Prozent der Wochentagsbesucher und liegt nun bei 31,4 Millionen pro Jahr.
Ausblick: Neues Angebot durch Stadtentwicklung
Die Studie blickt optimistisch in die Zukunft: Mit der Fertigstellung mehrerer städtebaulicher Projekte bis 2025 sollen neue Flächen auf den Markt kommen. Dies könnte die derzeit angespannte Angebots- und Nachfragesituation entschärfen und den Einzelhandel in den Einkaufsstraßen Istanbuls neu beleben.