In zwei der beliebtesten Küstenstädte der Türkei werden Kinder und Jugendliche aktiv in die Vermittlung kulturellen Erbes eingebunden – und das mit großem pädagogischem Anspruch.
In Antalya übernehmen derzeit Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen aus dem Bezirk Muratpaşa eine ganz besondere Rolle: Als sogenannte „kleine Guides“ stellen sie Touristen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt in drei Fremdsprachen – Englisch, Deutsch und Russisch – vor. Die Initiative wird von der Bildungsdirektion des Bezirks organisiert und umfasst derzeit 624 Schülerinnen und Schüler aus drei Schulen mit verstärktem Fremdsprachenunterricht.
Die Kinder informieren Besucher an historischen Stätten und Wahrzeichen über Geschichte, Bedeutung und kulturellen Hintergrund – und wenden dabei ihre im Unterricht erworbenen Sprachkenntnisse direkt in der Praxis an.
Bildungsdirektor Mustafa Coşkunsu betont die Zielsetzung des Projekts: „Wir möchten schulisches Wissen mit Leben füllen, soziale Kompetenzen stärken und die Kinder am Wochenende von Bildschirmen weg hin zu realen Erfahrungen bringen.“ Gleichzeitig sei es ein Beitrag zur Bewusstseinsbildung für das kulturelle Erbe der eigenen Heimat.
Das Projekt soll in den kommenden Jahren fortgeführt werden und dient bereits jetzt als Modell mit Vorbildcharakter.
Bodrum: Kulturelle Bildung durch Archäologie-Seminare
Auch in Bodrum, einem weiteren touristischen Hotspot an der Ägäis, liegt der Fokus auf der Vermittlung kulturellen Erbes – hier jedoch durch Seminare und Bildungsprogramme für Jugendliche. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und der Bildungsdirektion werden derzeit Veranstaltungen an verschiedenen weiterführenden Schulen durchgeführt, bei denen die Schülerinnen und Schüler mit der Geschichte und dem immateriellen Kulturerbe der Region vertraut gemacht werden.
Die Seminare richten sich vor allem an Oberstufenschülerinnen und -schüler, sollen aber in Zukunft auch Mittel- und Vorschulkinder einbeziehen. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Denkmalpflege, lokale Geschichte und der bewusste Umgang mit kulturellem Erbe. Archäologin Serap Topaloğlu, die das Programm leitet, kündigte darüber hinaus kulturelle Wochenendwanderungen und Exkursionen zu antiken Stätten an, um das theoretische Wissen mit praktischen Eindrücken zu verknüpfen.
Bodrums Bürgermeister Tamer Mandalinci betonte die Bedeutung solcher Bildungsangebote: „Die Weitergabe unserer historischen Identität an die nächste Generation ist von zentraler Bedeutung für den Erhalt unserer kulturellen Werte.“