Einst eine bescheidene Siedlung im Jahre 8600 v. Chr., später eine der bedeutendsten Metropolen der Antike: Die antike Stadt Ephesos in der Nähe von Izmir, heute UNESCO-Weltkulturerbe, zieht noch immer Besucher aus aller Welt in ihren Bann. Bereiten Sie sich mit diesem umfassenden Reiseführer auf Ihren Besuch vor und tauchen Sie ein in die faszinierende Geschichte dieser antiken Stadt.
Die historische Entwicklung von Ephesos
Ephesos liegt in der heutigen türkischen Provinz Izmir, genauer gesagt im Landkreis Selçuk, und wurde um 6000 v. Chr. gegründet. Die Stadt spielte von der hellenistischen bis zur osmanischen Zeit eine wichtige Rolle. Archäologische Forschungen haben Siedlungen aus der Bronze- und Hethiterzeit auf dem Ayasuluk-Hügel nachgewiesen. In hethitischer Zeit war die Stadt unter dem Namen Apasas bekannt. Griechische Siedler kamen um 1050 v. Chr. nach Ephesos und um 560 v. Chr. wurde die Stadt um den berühmten Artemistempel erweitert. Das heutige Ephesos wurde um 300 v. Chr. von einem General Alexanders des Großen, Lysimachos, gegründet.
Ephesos war eine wichtige Hafenstadt und fungierte als Tor zwischen Ost und West. Diese Lage begünstigte ihre Entwicklung zu einem wichtigen politischen und Handelszentrum, und in römischer Zeit wurde sie zur Hauptstadt der Provinz Asia mit einer Bevölkerung von etwa 200.000 Einwohnern. Die Erosion und die allmähliche Versandung des Hafens führten jedoch zum wirtschaftlichen Niedergang der Stadt.
Vier bemerkenswerte Merkmale von Ephesos
- Ephesos ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Wallfahrtsort des Christentums.
- Die Stadt beherbergt den Tempel der Artemis, eines der sieben Weltwunder der Antike.
- Im 1. Jahrhundert n. Chr. war Ephesos mit etwa 250.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Römischen Reiches.
- Das orthogonale Straßensystem der Stadt ist ein bemerkenswertes Beispiel antiker Stadtplanung.
Warum wurde Ephesos verlassen?
Mehrere Erdbeben und Plünderungen konnte die Stadt überstehen, doch die Versandung des Hafens durch den Fluss Kleiner Mäander und die Verlagerung des wirtschaftlichen Zentrums nach Konstantinopel führten zu einem schleichenden Niedergang. Schließlich führten schwere Erdbeben im 6. und 7. Jahrhundert und die arabischen Invasionen zur endgültigen Aufgabe der Stadt.
Archäologische Ausgrabungen in Ephesos
Die ersten archäologischen Ausgrabungen in Ephesos begannen 1869 durch J.T. Wood im Auftrag des British Museum. D.G. Hogarth setzte die Bemühungen Woods um den berühmten Artemis-Tempel nach 1904 fort. Die bis heute andauernden Ausgrabungen der Österreicher in Ephesos wurden erstmals 1895 von Otto Benndorf begonnen. Seit 1954 befindet sich das Museum von Ephesos in der Obhut der Republik Türkei. Im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Tourismus werden die Ausgrabungs- und Restaurierungsarbeiten fortgesetzt.
Die beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten in Ephesos
Celsus-Bibliothek
Die Celsus-Bibliothek in Ephesos ist eines der eindrucksvollsten und am besten erhaltenen Bauwerke der antiken Stadt. Sie wurde zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. vom römischen Konsul Gaius Julius Aquila zu Ehren seines Vaters Tiberius Julius Celsus Polemaeanus erbaut, der Statthalter der Provinz Asia war. Die Bibliothek diente nicht nur als Wissensspeicher, sondern auch als Mausoleum für Celsus, dessen Sarkophag sich im Untergeschoss befindet.
Die prächtige Fassade der Bibliothek zeichnet sich durch ihre reiche Ornamentik und ihre harmonische Architektur aus. Die Fassade ist mit Nischen geschmückt, in denen ursprünglich vier Statuen standen, die die Tugenden des Celsus symbolisieren: Sophia (Weisheit), Arete (Tugend), Ennoia ( Gedanken) und Episteme (Wissen). Diese Statuen können heute im Kunsthistorischen Museum in Wien besichtigt werden.
Nymphaeum Traiani
Das Nymphaeum Traiani, auch Trajansbrunnen genannt, ist ein eindrucksvolles Beispiel römischer Bau- und Ingenieurskunst in der antiken Stadt Ephesos. Das monumentale Brunnenhaus wurde zwischen 102 und 114 n. Chr. zu Ehren des römischen Kaisers Trajan errichtet und diente sowohl der Wasserversorgung als auch repräsentativen Zwecken.
Der Brunnen wurde an einem strategisch wichtigen Punkt der Stadt in der Nähe der Agora errichtet und war ein zentraler Treffpunkt für die Einwohner von Ephesos. Das Nymphaeum Traiani besteht aus einer großen halbkreisförmigen Nische, die ursprünglich mit zwei Stockwerken und zahlreichen Statuen geschmückt war. In der Mitte des Brunnens stand eine imposante Statue des Kaisers Trajan, deren Überreste heute teilweise im Ephesos Museum und im British Museum zu sehen sind.
Hafenstraße
Die Hafenstraße, auch Arkadische Straße genannt, die sich vom Großen Theater bis zum antiken Hafen erstreckt, ist die längste Straße in Ephesos und heute vollständig mit Säulen und Marmorfußböden auf beiden Seiten gefüllt. Während der christlichen Epoche der Stadt wurden entlang der 600 Meter langen Straße Denkmäler errichtet. Fast in der Mitte der Straße steht das Monument der vier Apostel mit vier Säulen, auf denen jeweils die Statue eines Apostels steht.
Serapis-Tempel
Der Serapis-Tempel ist eines der interessantesten Bauwerke von Ephesos und befindet sich gleich hinter der Celsus-Bibliothek. Es wird vermutet, dass der Tempel, der in christlicher Zeit in eine Kirche umgewandelt wurde, von den Ägyptern erbaut wurde. Der andere Tempel in Pergamon ist bekannter als der Serapis-Tempel in der Türkei und gehört zu den sieben Kirchen des Christentums.
Antikes Theater
Am Ende der Marmorstraße gelegen, war es mit einem Fassungsvermögen von 24.000 Zuschauern das größte Freilufttheater der Antike. Das reich verzierte, dreistöckige Bühnenhaus ist völlig zerstört. Die Ränge sind dreiteilig. Das Theater war Schauplatz der Predigten des Apostels Paulus.
Rathaus
Das Rathaus ist der Ort, an dem die diplomatischen Beziehungen zur Stadtverwaltung gepflegt wurden. Die Säle des Gebäudes sind mit Statuen von Göttern und Kaisern geschmückt. Bei Ausgrabungen wurden hier Artemis-Statuen gefunden, die zu den wertvollsten Stücken des Ephesos-Museums gehören.
Auf dem Altar der Göttin Hestia neben dem Gebäude brannte ein als heilig geltendes Feuer. Es wird gesagt, dass dieses Feuer brennt, ohne zu erlöschen, weil es die Unabhängigkeit und Unsterblichkeit der Stadt symbolisiert.
Praktische Tipps für Ihren Besuch
Ephesos kann das ganze Jahr über besucht werden, jedoch ist es ratsam, die heißen Sommermonate zu meiden. Frühmorgens oder im Herbst und Frühling sind die besten Zeiten für einen Besuch. Von Izmir aus sind es etwa 82 Kilometer nach Ephesos. Die antike Stadt ist von 08:00 bis 22:30 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist um 21:30 Uhr. Der Eintritt mit einer Müzekart ist möglich. Es gibt eine große Parkfläche am Haupteingang der antiken Stadt.