In der antiken Stadt Sardes, einst Hauptstadt des lydischen Königreichs, wurde bei archäologischen Ausgrabungen die imposante, rund 2700 Jahre alte Stadtmauer aus Lehmziegeln freigelegt. Die Stadt, die als erster Ort der Welt gilt, an dem Münzen geprägt wurden, liegt in der heutigen Provinz Manisa in der Türkei und birgt zahlreiche historische Schätze.
Die archäologischen Arbeiten in Sardes begannen vor etwa 120 Jahren und werden derzeit von Professor Dr. Nick Cahill von der University of Wisconsin geleitet. Die Stadt hat eine lange Geschichte, die bis ins 12. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht, und beherbergt beeindruckende Bauwerke aus verschiedenen Epochen und Zivilisationen. Besucher der antiken Stätte können die Grabhügel der Lyder, den gut erhaltenen Tempel der Artemis, einen der prächtigsten Tempel der polytheistischen Religionen, das größte Synagogengebäude der Antike und eine im Johannes-Evangelium erwähnte Kirche besichtigen. Ein monumentales römisches Bad und ein Gymnasium sind ebenfalls zu sehen.
Wiederentdeckung einer monumentalen Stadtmauer
Die in den 1970er Jahren entdeckte Stadtmauer von Sardes ist von monumentaler Bedeutung. Sie ist 20 Meter breit und an einigen Stellen bis zu 14 Meter hoch. Zum Vergleich: Die Mauern anderer antiker Städte sind typischerweise nur 3 bis 5 Meter breit. Diese außergewöhnlichen Ausmaße sind im antiken Mittelmeerraum und in Anatolien einzigartig und finden nur in den mesopotamischen Hochkulturen Assyrien und Babylonien Parallelen.
“Die Lyder blickten sowohl nach Westen zu den Griechen als auch nach Osten zu den großen Reichen. Wie die Babylonier und Assyrer wollten sie ein mächtiges Reich schaffen, was sich in ihrer Architektur widerspiegelt”, erklärt Professor Cahill.
Konservierung und Zukunftspläne
Um die antike Mauer vor Erosion durch Regen zu schützen, wurde im vergangenen Jahr der aktuelle Ausgrabungsabschnitt mit einem Dach versehen. Diese Maßnahme ermöglicht es, die Ausgrabungen auf den gut erhaltenen Teil der Mauer zu konzentrieren. Insgesamt erstreckte sich die Stadtmauer ursprünglich über eine Fläche von rund 110 Hektar, von der bisher 10 Meter freigelegt wurden. Neben der Stadtmauer wurden auch umliegende römische Häuser entdeckt.
Professor Cahill betont die Bedeutung dieser Funde und sieht großes Potenzial für eine künftige Öffnung des Geländes für Besucher. “Die Lyder wollten ihre Stärke demonstrieren, indem sie diese monumentale Mauer errichteten”, sagt er. “Sie wollten zeigen, dass sie ein Reich wie die Babylonier und Assyrer sein konnten.”