Seit dem 9. Dezember 1988 gehören die weltberühmten Kalksinterterrassen von Pamukkale und die antike Stadt Hierapolis zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die antike Stätte in der türkischen Provinz Denizli gehört zu den meistbesuchten archäologischen Attraktionen des Landes und spielt eine wichtige Rolle für die türkische Tourismuswirtschaft. Doch obwohl die ersten archäologischen Ausgrabungen in Hierapolis bereits 1957 begannen, sind bis heute nur etwa 3,5 Prozent der antiken Stadt erforscht. Hier setzt das Projekt “Erbe für die Zukunft von Hierapolis” des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus an, das 2023 gestartet wurde.
Das Projekt sieht eine umfassende Finanzierung von einer Milliarde türkischer Lira vor, um die Ausgrabungen ganzjährig fortzusetzen. Ziel ist es, die erforschte Fläche bis Ende 2024 auf 20 % und bis 2025 auf 45 % zu erhöhen. Durch diese Investitionen erhofft man sich eine Aufwertung des Reiseziels und eine Steigerung der Besucherzahlen.
Geplante Maßnahmen und Neuerungen
“Erbe für die Zukunft von Hierapolis” konzentriert sich auf die zentralen Gebäude entlang der wichtigsten Besucherrouten. Dazu gehören die Kathedrale und das Orakelgebäude, die beide aus frühorientalischer Zeit stammen und 2024 für Besucher zugänglich gemacht wurden. Außerdem sind die Renovierung von Besucherzentren und Parkplätzen sowie die Entwicklung neuer Routen geplant. Ein neuer Besucherplan wird sowohl kurze als auch lange Rundgänge enthalten, um den Touristen ein abwechslungsreiches Erlebnis zu bieten. Besonders attraktiv ist das Angebot des “Nachtmuseums”, das die antiken Monumente bei Einbruch der Dunkelheit beleuchtet und bis Mitternacht zugänglich macht.
Der beleuchtete Rundgang orientiert sich am Vorbild von Ephesos, das seit einigen Jahren mit nächtlicher Beleuchtung zahlreiche Besucher anzieht. Auch in Hierapolis sollen künftig historische Stätten wie das antike Theater, das Plutonium – auch “Tor zur Unterwelt” genannt – und die berühmten Kalksinterterrassen nachts besichtigt werden können. Vor allem in den heißen Sommermonaten soll dies eine willkommene Alternative für Touristen sein, die die historische Umgebung in den kühleren Abendstunden erkunden möchten.
Lichtkunst im antiken Hierapolis
Die offizielle Eröffnung des Nachtmuseums in Pamukkale wurde im antiken Theater von Hierapolis von Vertretern kultureller Institutionen und der regionalen Politik gefeiert. In seiner Eröffnungsrede erklärte Sami Çebi, Generaldirektor von SICPA Türkei, dass der Erfolg des Projekts “Nachtmuseum” ein wichtiger Schritt für die türkische Tourismusindustrie sei. “Mit der Einführung des Nachtmuseums wird das kulturelle Erbe unserer Nation auf eine neue Ebene gehoben. Wir wollen die Türkei an die Spitze der weltweiten Kulturlandschaft bringen und haben in Hierapolis erfolgreich den Grundstein dafür gelegt.”, so Çebi.
Professor Celal Şimşek, Leiter der Abteilung für Archäologie an der Pamukkale Universität und Koordinator für die Restaurierung von Hierapolis, betonte in seiner Rede die Bedeutung der Beleuchtung in einer Region mit intensiver Sommersonne. Die antike Stadt bei Nacht zu erleben, sei nicht nur ästhetisch, sondern trage auch zur Förderung des Kultur-, Natur- und Pilgertourismus bei. “Es gibt hier keine andere antike Stadt, in der sich natürliche und archäologische Schönheiten auf so einzigartige Weise verbinden”, erklärte Şimşek.
Positive Effekte für Tourismus und Wirtschaft
Die nächtliche Öffnung in Pamukkale ist nicht nur eine visuelle Attraktion, sondern hat auch das Potenzial, lokale Übernachtungen und den Konsum in der Region zu fördern. Die türkischen Tourismusbehörden erwarten, dass diese Projekte dazu beitragen werden, die Zahl der Besucher in Pamukkale von 2,2 Millionen auf 3 Millionen pro Jahr zu erhöhen. Mit dieser Initiative positioniert sich die Türkei als modernes und innovatives Reiseziel, das historische Stätten attraktiv in Szene setzt.
Die Besucherzahlen in der Region könnten auch durch den wachsenden Tourismus aus Ostasien und Südamerika weiter steigen, was der lokalen Wirtschaft und der Schaffung von Arbeitsplätzen zugute käme. Das Nachtmuseum bietet auch eine Alternative für Besucher, die Tagesausflüge meiden und stattdessen die historische Kulisse der antiken Stadt bei kühleren Temperaturen und in einem besonderen Ambiente erleben möchten.
Erbe und Moderne im Einklang
Pamukkale und Hierapolis bieten ihren Besuchern eine der weltweit einzigartigsten Kombinationen aus natürlicher Schönheit und historischer Bedeutung. Mit dem Nachtmuseum und den geplanten Maßnahmen zur Weiterentwicklung der archäologischen Stätten wird Hierapolis nicht nur ein Ort für Tagesbesucher sein, sondern ein besonderes Reiseziel, das das Potenzial hat, nachts in ganz neuem Glanz zu erstrahlen. Während die Kalksinterterrassen und die antiken Monumente die Besucher bei Tageslicht beeindrucken, bieten sie nun auch in den Abendstunden einen magischen Anblick – ein wahrer “Blick in die Vergangenheit” unter moderner Lichtinszenierung.