In der antiken Stadt Hasankeyf im Südosten der Türkei haben Archäologen einen bemerkenswerten Fund gemacht: die Überreste einer rund 1600 Jahre alten römischen Militäranlage. Der Fund, der in die Regierungszeit von Kaiser Constantius II. (337-361 n. Chr.) datiert wird, stellt einen wichtigen Meilenstein für die Erforschung der römischen Präsenz in der Region dar.
Entdeckung in Hasankeyf
Unter der Leitung von Zekai Erdal, außerordentlicher Professor am Institut für Kunstgeschichte der Mardin Artuklu Üniversitesi, wurden die Überreste im Rahmen laufender Ausgrabungen in der Burg von Hasankeyf entdeckt. Die Burg thront auf einem imposanten Felsmassiv rund 135 Meter über dem Tigris und zählt zu den ältesten Siedlungsstätten der Welt. Bereits seit den 1980er Jahren wird in Hasankeyf intensiv geforscht, doch der Fund markiert einen Wendepunkt.
„Historische Quellen erwähnen eine spätrömische Militärstruktur in Hasankeyf, aber bisher fehlten physische Beweise“, erklärte Erdal gegenüber der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı. Die jetzt ausgegrabene Anlage wird aufgrund ihrer Bauweise und strategischen Lage in die Regierungszeit von Constantius II. datiert.
Ein Blick in die Zeit Constantius II.
Die Zeit des Kaisers Constantius II. war geprägt von politischen, militärischen und religiösen Herausforderungen. Der Kaiser förderte den Arianismus, was zu Spannungen mit den Anhängern der nizänischen Orthodoxie führte. Gleichzeitig war seine Herrschaft von ständigen Konflikten mit dem Sassanidenreich im Osten und germanischen Stämmen im Westen geprägt.
Um das Reich zu stabilisieren, führte Constantius II. weitreichende Reformen in Verwaltung und Militär durch. Dennoch war seine Regierungszeit von internen Machtkämpfen überschattet, insbesondere von der Rebellion seines Cousins Julian, die schließlich eskalierte.
Die Bauweise als Schlüssel
Das Team um Erdal analysierte das Bauwerk genau und stellte fest, dass es in der sogenannten Isodombauweise errichtet wurde, einem typisch römischen Baustil, der sich durch präzise bearbeitete Steine mit engem Fugenabstand auszeichnet. Ähnlichkeiten mit anderen römischen Palästen und Militärbauten dieser Zeit stützen die Datierung.
Der Fund in Hasankeyf belegt nicht nur die militärische Präsenz Roms in der Region, sondern auch die strategische Bedeutung der Stadt in der Spätantike.
Historische Berichte bestätigt
Die römische Militäranlage liefert nun den physischen Beweis für historische Berichte, die bisher nur aus Archivquellen bekannt waren. „Dieser Fund erweitert unser Verständnis der historischen Landschaft von Hasankeyf erheblich“, betonte Erdal. Die Anlage bietet einen greifbaren Bezug zur Römerzeit und unterstreicht die Bedeutung der Region als kulturelle und militärische Schnittstelle zwischen Ost und West.