Vor 20 Jahren, im Jahr 2004, wurde die historische Stari most (deutsch “Alte Brücke”) in Mostar, Bosnien und Herzegowina, feierlich wiedereröffnet. Diese ikonische Brücke wurde 1566 von Mimar Hayrettin, einem Schüler des berühmten osmanischen Architekten Mimar Sinan, erbaut und ist das Wahrzeichen der Stadt Mostar. Während des Bosnienkrieges wurde die Brücke am 9. November 1993 von kroatischen Artillerieeinheiten zerstört, was weltweites Entsetzen auslöste. Die Zerstörung war jedoch nicht das Ende, sondern der Beginn einer internationalen Anstrengung zur Wiederherstellung dieses bedeutenden Kulturerbes.
Der Wiederaufbau der Stari most begann 1997 mit Unterstützung von Institutionen wie der Türkischen Agentur für Zusammenarbeit und Koordination (TIKA), der UNESCO, dem Forschungszentrum für islamische Geschichte, Kunst und Kultur und der Weltbank. Die Originalsteine wurden von ungarischen Tauchern aus dem Flussbett der Neretva geborgen und für den möglichst originalgetreuen Wiederaufbau der Brücke verwendet. Am 23. Juli 2004 wurde die Brücke in Anwesenheit zahlreicher internationaler Würdenträger, darunter der damalige britische Kronprinz Charles, feierlich eröffnet.
Die 24 Meter hohe, 30 Meter lange und 4 Meter breite Stari most ist im Laufe der Jahrhunderte zu einem Symbol für Toleranz und kulturelle Vielfalt in Bosnien und Herzegowina geworden. Der smaragdgrüne Fluss Neretva, den sie überspannt, zieht auch heute noch Besucher aus aller Welt an. Die Brücke, die 2005 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde, ist nicht nur ein historisches Bauwerk, sondern auch eine Plattform für Mutproben junger Einheimischer, die von der Brücke ins Wasser springen.
Safet Oručević, ehemaliger Bürgermeister von Mostar und Direktor des Zentrums für Frieden und multiethnische Zusammenarbeit, spielte eine zentrale Rolle im Wiederaufbauprozess. Er betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit aller ethnischen Gruppen in Bosnien und Herzegowina für den Erfolg des Projekts. “Diese Brücke ist ein Symbol”, sagte Oručević. “Der Wiederaufbau der Brücke hat gezeigt, wie erfolgreich das gesamte Friedensprojekt sein kann. Es war ein Test, wer an Versöhnung interessiert war und wer nicht.”
Oručević betonte, dass die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft von entscheidender Bedeutung gewesen sei. Besonders erwähnte er die Rolle der Türkei, die als erstes Land eine Million Dollar für den Wiederaufbau spendete. Dieser Beitrag war der Startschuss für weitere internationale Spenden.
Der Wiederaufbau der Stari most hatte auch eine immense wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt Mostar. “Rund um die Brücke ist eine ganze Tourismusindustrie entstanden. Ohne die Brücke war Mostar wie ein zerstörtes Hiroshima. Heute gibt es in der Stadt mindestens 20 Hotels und Hunderte von Pensionen”, sagt Oručević.
Die Zerstörung der Stari most 1993 war ein Versuch, die moralische und kulturelle Integrität Mostars zu brechen. Doch der Wiederaufbau der Brücke und ihre Bedeutung als Symbol des Widerstands und der Versöhnung zeigen, dass die Stadt und ihre Bewohner stärker denn je aus dieser Krise hervorgegangen sind. “Unsere Verteidigung der Brücke zeigt, wer wir als Menschen sind”, fasst Oručević zusammen.
So ist die Stari most heute nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein lebendiges Symbol für die Kraft der Versöhnung und den unerschütterlichen Willen einer Stadt, sich von den Wunden der Vergangenheit zu erholen und eine Brücke in eine friedlichere Zukunft zu bauen.