Bodrum, ein weltweit beliebtes Touristenziel in der Provinz Muğla, steht vor einer schweren Wasserkrise. Der Wasserstand der beiden wichtigsten Stauseen, Geyik und Mumcular, die die Stadt versorgen, ist auf kritische sieben Prozent gesunken. Laut Doç. Dr. Ceyhun Özçelik, Leiter der Abteilung für Wasserressourcen an der Muğla Sıtkı Koçman Universität, wird bereits Wasser aus dem sogenannten „toten Volumen“ entnommen. „Beide Stauseen sind fast ausgetrocknet, sogar unterhalb des Totvolumens wird Wasser entnommen“, so Özçelik. Auch die unterirdischen Wasserreserven der Region sind stark geschrumpft.
Neben den Stauseen Geyik und Mumcular gibt es nur noch den Akgedik-Stausee, der derzeit zu 40 Prozent gefüllt ist. Der Akgedik-Stausee versorgt sowohl Milas als auch die umliegenden landwirtschaftlichen Gebiete mit Trink- und Bewässerungswasser. Die Behörden warnen die Bevölkerung und rufen zum sparsamen Umgang mit Wasser auf.
Probleme bei Trinkwasser, Energie und Bewässerung
Özçelik weist auf die extreme Trockenheit hin, unter der die westliche Mittelmeerregion seit Monaten leidet. Der ausbleibende Regen habe viele Stauseen austrocknen lassen. „In Stauseen wie Mumcular, Geyik, Eşen und Derince liegt der Wasserstand teilweise schon unter dem Totvolumen“, so Özçelik. Die Dürre hat nicht nur Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung, sondern auch auf die Energie- und Bewässerungssysteme.
Dürre mit Gefahr von Starkregen und Überschwemmungen
Mit Sorge blickt Özçelik auf eine mögliche Fortsetzung der Trockenheit. Nur der Akgedik-Stausee hält derzeit die Wasserversorgung von Bodrum und Milas aufrecht. Sollte die Trockenheit anhalten, könnten neben der Trinkwasserversorgung auch die Landwirtschaft und andere wichtige Wassernutzungen in der Region gefährdet sein. Ein weiteres Risiko sind plötzliche Starkregenfälle: „Wenn es nach dieser langen Trockenperiode zu heftigen Regenfällen kommt, könnte es in verschiedenen Teilen Bodrums und der Region zu Überschwemmungen kommen“, warnt Özçelik.
Gebete um Regen und dringender Handlungsbedarf
Angesichts der kritischen Lage nehmen immer mehr Einwohner Bodrums an Regengebeten teil. Özçelik fordert eine sorgfältige Bewertung und Planung aller Wasserressourcen, um die Folgen der Dürre zu mildern. „Es müssen Pläne erstellt werden, um die Wasserreserven nachhaltiger zu nutzen“, so der Experte.
Özçelik macht auch deutlich, dass Bodrum kaum noch über Wasserreserven verfügt und sich die Situation durch den Rückgang der unterirdischen Wasserquellen weiter verschärft. Er weist auf die enormen Wassermengen hin, die in der Region verbraucht werden, etwa für die Landwirtschaft, die Trinkwasserversorgung in Milas und Bodrum oder die Kühlung von Kraftwerken. „Die einzige Hoffnung sind die Regenfälle, die in den kommenden Monaten erwartet werden“, sagt Özçelik. „Wenn diese ausbleiben oder nur schwach ausfallen, wird sich die Situation weiter verschärfen.“
Steigende Wasserpreise und Ressourcenknappheit
Aufgrund der Wasserknappheit steigen auch die Wasserpreise in Bodrum stetig an. Die Kosten pro Kubikmeter Trinkwasser liegen mittlerweile bei fast 100 Lira, was viele Haushalte überfordert. Özçelik beklagt, dass die zahlreichen Rohrbrüche in der Wasserinfrastruktur die Sparbemühungen erschweren und viele Appelle ungehört verhallen. „Die Bürger berichten, dass ihre Wasserrechnungen teilweise höher sind als ihre Stromrechnungen“, erklärt er. „Das führt zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung.“