Venedig führt erneut Eintrittsgeld ein – Spontanbesucher zahlen doppelt

(Bildquelle: Pexels.com)
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20.04.2025 – 12:00 Uhr

Die Lagunenstadt greift erneut zu einem umstrittenen Mittel, um den Massentourismus in den Griff zu bekommen: Ab dem 18. April erhebt Venedig wieder ein Eintrittsgeld für Tagesbesucher. Die Maßnahme soll helfen, den Strom an Touristinnen und Touristen besser zu steuern – besonders an Wochenenden.

Der Eintrittspreis liegt wie im Vorjahr bei 5 Euro. Wer jedoch seinen Besuch erst in den letzten drei Tagen vor der Ankunft bucht, muss 10 Euro zahlen. Die Gebühr gilt an 54 Tagen zwischen dem 18. April und dem 27. Juli – hauptsächlich freitags bis sonntags – jeweils von 8:30 Uhr bis 16:00 Uhr.

QR-Code statt Ticket: Wer muss zahlen, wer nicht?

Tagesbesucher müssen sich vorab online registrieren und erhalten einen QR-Code, den sie an Kontrollpunkten – etwa am Bahnhof Venezia Santa Lucia – vorzeigen müssen. Von der Gebühr ausgenommen sind:

  • Übernachtungsgäste (mit Nachweis)

  • Einwohner der Region Venetien

  • Kinder unter 14 Jahren

Auch Übernachtungsgäste müssen sich allerdings im System anmelden, um den Befreiungsstatus zu erhalten.

Massentourismus auf Rekordniveau

Trotz der Einführung der Gebühr im vergangenen Jahr verzeichnete Venedig 2024 einen neuen Besucherrekord. Rund 30 Millionen Menschen kamen für einen Tag in die Stadt, während 3,9 Millionen im historischen Zentrum übernachteten. Bereits über 35.000 Menschen haben sich für die neue Saison im System registriert. Im Jahr 2023 brachte die Maßnahme der Stadt rund 2,4 Millionen Euro ein.

Der für Tourismus zuständige Stadtrat Simone Venturini verteidigt das Konzept: „Das Eintrittsgeld ist keine Wunderlösung, aber ein innovatives Werkzeug, um Besucherströme zu analysieren und langfristig besser zu lenken.“ Ziel sei es, nachhaltigen Tourismus zu fördern – mit Respekt vor dem Rhythmus und der Identität der Stadt.

Kritik aus der Bevölkerung: „Falscher Ansatz“

Bei den Einheimischen stößt die Maßnahme jedoch auf wenig Begeisterung. Viele sehen das eigentliche Problem nicht im Tagesbesuch, sondern in der unkontrollierten Ausbreitung von Ferienwohnungen und dem Rückgang der ständigen Bevölkerung. Bereits 2022 fiel die Zahl der dauerhaft in Venedig lebenden Menschen unter 50.000 – bei über 50.000 Gästebetten.

Der oppositionelle Stadtrat Giovanni Andrea Martini spricht von einem „symbolischen Schritt ohne echte Wirkung“. Der Touristenandrang sei weiterhin extrem hoch: „In den letzten Tagen wurden wir regelrecht überrannt.“ Zudem kritisierte er, dass Maßnahmen zur Entlastung des Zentrums – etwa das gezielte Umleiten von Besuchern in andere Viertel – dort die Lebensqualität der Anwohner gefährden würden.