Nach dem Erdbeben der Stärke 6,2, das sich am 23. April 2025 um 12:49 Uhr vor der Küste von Silivri im Marmara-Meer ereignete, hat die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD bisher 184 Nachbeben registriert. Sieben dieser Beben erreichten eine Magnitude von 4,0 oder mehr. Die Nachbeben konzentrieren sich auf eine Zone entlang des Nordrandes des Mittleren Marmara-Grabens, einem Teilstück der bekannten Nordanatolischen Verwerfung.
Das Beben war in einem Umkreis von 300 Kilometern zu spüren und dauerte 13 Sekunden. Die Bruchzone wird auf etwa 15 Kilometer Länge und 9,5 Kilometer Breite geschätzt, mit einer seitlichen Verschiebung von rund 30 Zentimetern.
236 Verletzungen durch Panik-Reaktionen
Laut Gesundheitsminister Kemal Memişoğlu gab es keine primären Verletzungen durch einstürzende Gebäude oder Trümmer. Allerdings wurden 236 Menschen durch Panikreaktionen verletzt – viele stürzten, sprangen aus Angst oder verletzten sich bei der Flucht:
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Istanbul: 173 Verletzte
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Tekirdağ: 24
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Sakarya: 24
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Bursa: 13
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Yalova: 2
Meiste Verletzte bereits entlassen
221 Personen wurden bereits aus den Krankenhäusern entlassen, 15 befinden sich noch in Behandlung, ihr Zustand sei aber stabil. Minister Memişoğlu dankte dem medizinischen Personal und Einsatzkräften für den schnellen und koordinierten Einsatz nach dem Beben
Die Bauwerksinspektion läuft weiterhin unter der Federführung des Ministeriums für Umwelt, Stadtplanung und Klimawandel. Bisher sind über 10.000 Notrufe bei der Notrufnummer 112 eingegangen, davon 296 direkt in Zusammenhang mit Gebäudeschäden. Ob und in welchem Ausmaß Gebäude strukturell betroffen sind, wird derzeit vor Ort durch technische Fachkräfte untersucht.
Warnungen und Empfehlungen
AFAD ruft die Bevölkerung zur Vorsicht bei beschädigten oder instabilen Gebäuden auf. Bürgerinnen und Bürger, die Schäden vermuten, sollen nicht eigenmächtig in betroffene Gebäude zurückkehren und den Verdacht über 112 melden. Weitere Nachbeben mittlerer Stärke seien in den kommenden Tagen zu erwarten.
Der Istanbul-Gouverneur Davut Gül besuchte mehrere betroffene Bezirke, darunter Beylikdüzü, Küçükçekmece und Avcılar, um sich bei Koordinationssitzungen über die Lage und laufenden Maßnahmen zu informieren.
Schulen und Universitäten geschlossen
Im Zuge der anhaltenden Erdbeben wurde der Unterricht an den Schulen und Universitäten in Istanbul für zwei Tage ausgesetzt. Wie die Anadolu Nachrichtenagentur berichtet, seien nach der Bekanntgabe die Hotelreservationen in Urlaubsorten wie Cesme hochgeschnellt.