Türkische Traumziele verwaist: Bodrum und Co. leiden unter hohen Preisen

09.07.2024 – 12:30 Uhr

In diesem Jahr überraschen die leeren Strände der beliebtesten Urlaubsorte der Türkei. Besonders Bodrum, Çeşme und Datça, einst Magneten für Touristen, scheinen ihre glorreichen Tage hinter sich zu haben. Hohe Preise in der Unterkunfts- und Gastronomiebranche sind der Hauptgrund, warum diese Urlaubsziele bei den Touristen an Beliebtheit verlieren.

Bodrum, die bekannteste Urlaubsdestination der Türkei und weltweit ein Begriff, zieht normalerweise Millionen von türkischen und ausländischen Touristen an. Doch in diesem Sommer zeigt sich Bodrum ungewöhnlich ruhig und menschenleer. Doch nicht nur Bodrum ist betroffen. Auch in anderen beliebten Urlaubsregionen wie Çeşme und Datça sieht es ähnlich aus.

Warum bleiben die Touristen weg?

Die Hauptursache liegt in den hohen Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Die sozialen Medien sind voll von Beiträgen, in denen Urlauber von ihren hohen Rechnungen berichten. Wer einen durchschnittlichen Strand in Bodrum oder Çeşme besuchen möchte, muss zwischen 4.000 und 5.000 TL (112 bis 140 Euro) bezahlen. Hochpreisige Strände verlangen sogar zwischen 8.000 und 10.000 TL (225 bis 281 Euro). Auch das Parken ist teuer: 400 TL (11 Euro) kostet der Valet-Service.

Auch das Nachtleben ist nicht günstig. Ein Abend in einem Club kann für zwei Personen zwischen 15.000 und 20.000 TL (422 bis 563 Euro) kosten. Ein einfaches Lahmacun in einem Restaurant kostet mindestens 300 TL (8,50 Euro), während die Preise in luxuriösen Restaurants auf bis zu 950 TL (26,80 Euro) steigen können.

Wer die Buchten von Bodrum mit dem Boot erkunden möchte, muss für ein Boot für sechs Personen zwischen 1.000 und 1.250 Euro ohne Verpflegung bezahlen.

Touristen weichen auf günstigere Alternativen aus

Aufgrund der hohen Preise suchen viele türkische Touristen nach günstigeren Alternativen und entscheiden sich für die griechischen Inseln, die mit niedrigen Preisen und einer unkomplizierten Visapolitik locken.

Auch öffentliche Strände, die von lokalen Behörden oder dem Ministerium für Kultur und Tourismus betrieben werden und kostenlos zugänglich sind, können diesen Trend nicht aufhalten. Die hohen Kosten für Unterkunft und Verpflegung stellen die kostenlosen Strandangebote in den Schatten.

Offizielle Stellungnahmen und lokale Perspektiven

Kultur- und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy führte den Rückgang der Touristenzahlen auf die EURO 2024 zurück, die viele potenzielle Touristen an die Spielorte zieht. Er äußerte die Hoffnung, dass nach der Meisterschaft die Strände wieder voller werden.

Orhan Çiftçi, Hotelier in Bodrum, sieht die Gründe anders. Fehler in der Vergangenheit und die hohen Preise hätten viele Touristen vergrault. “Griechenland ist attraktiv geworden, weil die Preise niedriger sind. Ein Steak, das in Bodrum 1.000 TL (28 Euro) kostet, ist auf den griechischen Inseln für 400 TL (11 Euro) zu haben. Das hat viele türkische Touristen vertrieben”, sagt Çiftçi. Auch die sozialen Medien trügen zu der Wahrnehmung bei, dass Bodrum extrem teuer sei, was potenzielle Touristen abschrecke.

Çiftçi betont auch, dass die Infrastrukturprobleme in Bodrum, wie Wasser- und Stromausfälle sowie Abwasserprobleme, die Situation verschärfen. Diese Probleme in Verbindung mit den hohen Preisen hätten dazu geführt, dass selbst Qualitätstouristen ausblieben. Çiftçi fordert eine Senkung der Preise, um Bodrum wieder attraktiv zu machen.