Die Türkei hat ehrgeizige Pläne zur Förderung der Elektromobilität und zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen vorgestellt. Um die Emissionen im Straßenverkehr signifikant zu senken, strebt das Land an, bis 2035 insgesamt 4,2 Millionen Elektrofahrzeuge (EVs) auf die Straßen zu bringen. Dabei soll ein Lokalisierungsgrad von 75 Prozent erreicht werden, wie Umwelt-, Stadtplanungs- und Klimaminister Murat Kurum mitteilte.
Ausbau der Schieneninfrastruktur
Neben der Förderung von Elektrofahrzeugen plant die Türkei, ihr Hochgeschwindigkeitsbahnnetz bis 2053 auf 7.000 Kilometer auszubauen. Dies soll den Anteil des Schienenverkehrs im Logistiksektor von derzeit 5 Prozent auf 22 Prozent erhöhen. Diese Maßnahmen sind Teil des Ziels, bis 2053 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, wie Minister Kurum am Rande der UN-Klimakonferenz (COP29) in Baku, Aserbaidschan, erläuterte.
Dynamischer Markt für Elektrofahrzeuge
Der Markt für Elektrofahrzeuge in der Türkei wächst rasant. Der lokale Hersteller Togg führt die Verkaufszahlen an. Von Januar bis Oktober 2024 stiegen die EV-Verkäufe um 43 Prozent auf 69.744 Einheiten, während der Markt für Hybridfahrzeuge um 58 Prozent auf 126.977 Einheiten zunahm, wie aus den neuesten Daten des Verbands der Automobilimporteure und Mobilität (ODMD) hervorgeht. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2024 machten Elektrofahrzeuge 9,3 Prozent aller Fahrzeugverkäufe im Land aus. Togg belegte mit 20.140 verkauften Einheiten und einem Marktanteil von 31 Prozent den ersten Platz im türkischen EV-Markt. Die US-Automobilhersteller Tesla und BMW folgten mit 7.367 bzw. 6.576 verkauften Einheiten im gleichen Zeitraum.
Ambitionierte Energieziele
Minister Kurum betonte, dass die Türkei plant, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2053 auf 50 Prozent und den Anteil der Kernenergie auf 30 Prozent des Primärenergieverbrauchs zu erhöhen. Derzeit hat das Land seine Kapazität an erneuerbaren Energien auf 59 Prozent gesteigert und belegt damit den fünften Platz in Europa und den elften weltweit. Kurum wies darauf hin, dass 72 Prozent der Emissionen der Türkei aus dem Energiesektor stammen, 13 Prozent aus der Landwirtschaft und 3 Prozent aus Abfällen.
Reduktion industrieller Emissionen
Für die Industrie hat die Türkei bis 2053 folgende Emissionsreduktionsziele festgelegt: 93 Prozent im Zementsektor, 99 Prozent in der Eisen- und Stahlindustrie und 75 Prozent in der Aluminiumproduktion. Im Bausektor strebt das Land nahezu null Emissionen an, was potenziell die Vermeidung von 2 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent-Emissionen bedeutet.
Verbesserung des Abfallmanagements
Im Bereich Abfallmanagement plant die Türkei, die Deponierung von Abfällen schrittweise zu beenden, die Recyclingquote auf 70 Prozent zu erhöhen und bis 2025 ein Pfandsystem einzuführen, um Methanemissionen zu reduzieren. In der Landwirtschaft sollen der ökologische Landbau auf 10 Prozent der Anbauflächen ausgeweitet, die Tierfutteroptimierung vorangetrieben, Biogasanlagen ausgebaut und die Ernährungssicherheit priorisiert werden. Im Forstsektor ist geplant, die Kohlenstoffspeicherkapazität durch Schutzmaßnahmen, Grünflächen und grüne Korridore zu erhöhen.
Klimagesetz in Vorbereitung
Minister Kurum äußerte die Erwartung, dass das Klimagesetz der Türkei noch in diesem Jahr verabschiedet wird. Dies soll die grüne Transformation beschleunigen und eine Angleichung an den CO2-Grenzausgleichsmechanismus der EU bis 2026 ermöglichen.