Türkei bekämpft Lebensmittelverschwendung: Maßnahmen gegen Überfluss in Hotelbuffets

30.09.2024 – 14:00 Uhr

Das türkische Ministerium für Land- und Forstwirtschaft hat eine neue Initiative zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen in Hotels gestartet. Im Fokus stehen die weit verbreiteten All-Inclusive-Buffets. Eine Untersuchung soll zeigen, wie groß die Menge der verschwendeten Lebensmittel ist, um dann eine gezielte Strategie zur Vermeidung von Überfluss zu entwickeln

Internationalen Studien zufolge wird weltweit ein Drittel aller produzierten Lebensmittel verschwendet. Rund 40 Prozent dieser Verluste entstehen in Großverbrauchereinrichtungen wie Hotels und Restaurants. Dies steht in starkem Kontrast zu der Tatsache, dass weltweit jeder neunte Mensch Hunger leidet. Experten schätzen, dass ein Drittel der weggeworfenen Lebensmittel ausreichen würde, um diese Menschen zu ernähren.

In der Türkei werden jährlich mehr als 18 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Im Jahr 2020 hat das Landwirtschaftsministerium daher mit Unterstützung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) die landesweite Initiative “Schütze dein Essen – Schütze deine Tafel” (“Gıdanı Koru-Sofrana Sahip Çık”) ins Leben gerufen. Diese Initiative soll das Bewusstsein für Lebensmittelverluste und -verschwendung schärfen. Durch Gesetzesänderungen wurde es zudem möglich, Lebensmittelreste aus Hotels, Restaurants und Kantinen als Tierfutter zu verwenden.

Untersuchung des Buffetbetriebs

Im Rahmen der neuen Initiative soll insbesondere das Konzept des offenen Buffets in Hotels untersucht werden. Ein Schwerpunkt der Studie wird die Analyse der Lebensmittelmengen sein, die vom Buffet auf den Teller gelangen und schließlich ungenutzt im Abfall landen. Dabei sollen Faktoren wie Menüplanung, Lagerhaltung, Garmethoden und die Verwendung von Lebensmitteln zur Dekoration näher betrachtet werden. Auch die Größe der verwendeten Teller, die oft nicht dem tatsächlichen Bedarf der Gäste entspricht, wird analysiert. Außerdem wird untersucht, wie Küchenchefs und Personal über die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung informiert sind.

Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einem Bericht zusammengefasst, auf dessen Grundlage gemeinsam mit den beteiligten Akteuren eine Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung entwickelt wird.

Neben der Untersuchung der Buffetstrukturen sollen auch die Sensibilisierungs- und Bildungsbemühungen in diesem Bereich verstärkt werden. Gezielte Schulungen werden angeboten, um das Bewusstsein für die Ursachen und Lösungen der Lebensmittelverschwendung zu schärfen. Auch durch Informationskampagnen sollen das Wissen und die Sensibilität der Verbraucher erhöht werden.

Demografieorientierte Planung

Die Initiative sieht auch eine demografiebasierte Planung vor, bei der die Produktion in Hotels auf die jeweiligen Gästegruppen abgestimmt wird, um eine bedarfsgerechtere Versorgung zu gewährleisten. Auch das Ministerium für Kultur und Tourismus plant im Rahmen seines Programms “Verantwortungsvoller Tourismus” Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.

Nach Angaben des Ministeriums könnte durch die Rettung von einer Million Kilogramm Lebensmitteln eine Wassermenge eingespart werden, die ausreicht, um 40 olympische Schwimmbecken zu füllen. Außerdem würde die eingesparte Energie ausreichen, um einen Fernseher mehr als tausend Jahre lang zu betreiben. Darüber hinaus würde die Einsparung von Lebensmitteln der Pflanzung von rund 270.000 Bäumen entsprechen.

Neue Kennzeichnungsregeln für verpackte Lebensmittel

Neben den Bemühungen, die Verschwendung in Hotels zu reduzieren, plant das Landwirtschaftsministerium auch eine Überarbeitung der Kennzeichnungsvorschriften für verpackte Lebensmittel. Künftig sollen Lebensmittel, die keine Kennzeichnung der entsprechenden Produktionscharge tragen, nicht mehr in den Handel gelangen. Diese Kennzeichnung, die in Form von Buchstaben, Symbolen oder Zahlen auf der Verpackung angebracht wird, muss zudem genau dokumentiert und den Behörden auf Verlangen vorgelegt werden. Lebensmittel ohne diese Kennzeichnung dürfen nicht mehr verkauft werden.