Rom, die historische Hauptstadt Italiens, steht vor einer großen Herausforderung: der stetig wachsenden Zahl von Touristen und dem damit verbundenen Boom von Ferienwohnungen. Anonyme Aktivisten sind nun bereit, drastische Maßnahmen zu ergreifen, um die massive Zunahme von Kurzzeitvermietungen einzudämmen. Ein kürzlich im Internet veröffentlichtes Video zeigt, wie sie in der Nähe des Circus Maximus so genannte Smart Locks entfernen. Diese Schlösser, die einen automatisierten Zugang zu Ferienwohnungen ermöglichen, sind für viele ein Symbol für die Verdrängung der Römer aus ihren eigenen Stadtvierteln.
Klare Forderung: Mehr Wohnraum für Einheimische
Als Zeichen ihrer Aktion hinterlassen die anonymen Aktivisten einen Hut, der an Robin Hood erinnert, und einen Zettel mit einer Botschaft an die Touristen: “Wenn Sie die Smart Locks suchen und nicht finden, lesen Sie hier unten”. Darauf kritisieren sie, dass die lukrativen Kurzzeitvermietungen Langzeitmieter verdrängen und den Wohnraum für einheimische Familien und Studierende verknappen.
“Allein in Rom haben mehr als 50.000 Menschen Wohnungsprobleme”, betont die Gruppe in ihrem Brief und verweist auf eine sich zuspitzende Situation, die sich durch das bevorstehende katholische Jubiläumsjahr 2025 noch verschärfen könnte. Rund 30 Millionen Pilger werden erwartet, was die Nachfrage nach Unterkünften weiter anheizen wird.
Die Schattenseite von AirBnB und Co.
Die wachsende Zahl von Ferienwohnungen trifft vor allem Geringverdiener und Studenten hart. In den italienischen Kunststädten Rom, Florenz und Venedig wird es immer schwieriger, bezahlbare Zimmer oder Wohnungen zu finden. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Handelsverbandes Confcommercio verdeutlicht das Ausmaß des Problems: Im Sommermonat August waren über AirBnB mehr als 700.000 Ferienunterkünfte verfügbar, die meisten davon von privaten Vermietern. Für viele Römerinnen und Römer bedeutet das: steigende Mieten und fehlende Alternativen auf dem Wohnungsmarkt.
Confcommercio sieht in der Deregulierung des Marktes für Kurzzeitvermietungen die Ursache für diese besorgniserregende Entwicklung: “Die gelockerten Bestimmungen für Kurzzeitvermietungen führen dazu, dass in vielen Stadtvierteln kaum noch Einheimische, sondern fast nur noch Touristen wohnen.”
Traditionelle Stadtteile verlieren ihre Identität
Rom ist kein Einzelfall. Auch andere Regionen Italiens leiden unter dem Massentourismus und der damit einhergehenden Veränderung der Stadtstrukturen. Lokale Geschäfte für den täglichen Bedarf verschwinden zunehmend, während Ferienwohnungen und touristische Dienstleister immer mehr Raum einnehmen. Der Branchenverband Confesercenti berichtet, dass seit 2014 rund zwölf Prozent der Bars, Lebensmittelläden und anderen Geschäfte geschlossen haben.
Nicht nur in Rom, auch in den Dolomiten und in Südtirol regt sich zunehmend Unmut über den Massentourismus. An touristischen Hotspots wie dem Pragser Wildsee oder den Berggipfeln der Dolomiten tauchen immer häufiger Botschaften wie “Tourists go home” auf, die den Unmut der Einheimischen verdeutlichen.
Aktivisten in Rom fordern nun die Stadtverwaltung und Bürgermeister Roberto Gualtieri auf, eine Obergrenze für Kurzzeitvermietungen einzuführen und dem touristischen Druck Einhalt zu gebieten. “Lasst uns die Spekulation sabotieren, um das Recht auf Wohnen zu verteidigen”, appellieren sie an die Politik.