Kultur- und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy hat die Tourismuszahlen für das zweite Quartal 2024 bekannt gegeben und dabei auf die sinkende Auslastung in den beliebten Urlaubsorten Çeşme und Bodrum hingewiesen. Auf einer Pressekonferenz im Atatürk Kulturzentrum (AKM) erläuterte Ersoy mögliche Gründe für den Rückgang und gab einen umfassenden Einblick in die aktuelle Situation und die zukünftigen Pläne der türkischen Tourismusbranche.
Ersoy führte an, dass die erleichterte Visavergabe der griechischen Inseln an türkische Staatsbürger einen Einfluss auf die Besucherzahlen in Çeşme und Bodrum haben könnte. Darüber hinaus verbringen türkische Touristen im Vergleich zum Vorjahr weniger Zeit in diesen Orten, was ebenfalls zu den niedrigeren Auslastungsraten beiträgt. Ein grundsätzlicheres Problem sei jedoch die begrenzte Saison in diesen Regionen. “Die Saison in Çeşme und Bodrum ist zu kurz und das Geschäft konzentriert sich zu sehr auf einen einzigen Markt”, so Ersoy.
Pläne zur Saisonverlängerung
Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat das Ministerium 2018 das Projekt “Ägäische Tourismuszentren” ins Leben gerufen, mit dem die Saison auf 12 Monate verlängert werden soll. Geplant sind verschiedene Sportaktivitäten, Kultur- und Kunstzentren sowie Veranstaltungsorte, die das ganze Jahr über Touristen anziehen sollen. Die Umsetzung des Projekts verzögere sich jedoch aufgrund lokaler politischer Widerstände und rechtlicher Hürden.
Steigende Tourismuszahlen trotz Herausforderungen
Trotz der regionalen Herausforderungen könne die Türkei insgesamt eine positive Entwicklung im Tourismussektor verzeichnen. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 besuchten 26,1 Millionen Touristen das Land, was einem Anstieg von 13,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Ersoy betonte, dass die Türkei zu den Ländern gehöre, die sich am schnellsten von der COVID-19-Pandemie erholt hätten. Im Jahr 2023 erreichte die Türkei einen Rekord von 56,7 Millionen Besuchern. Für das Jahr 2024 strebt die Regierung 60 Millionen Touristen an.
Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland und die Olympischen Sommerspiele in Frankreich hätten die Besucherzahlen in der Türkei im Sommer leicht gedrückt. Ersoy erwartet jedoch, dass die Zahlen nach den Turnieren wieder ansteigen werden, um das Jahresziel von 60 Millionen Besuchern zu erreichen.
Wirtschaftliche Erfolge und Zukunftsaussichten
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 erzielte die Türkei Einnahmen von 23,7 Milliarden Dollar aus dem Tourismus. Ersoy prognostiziert, dass die Einnahmen für das Gesamtjahr 60 Milliarden Dollar erreichen könnten. Die durchschnittlichen Ausgaben pro Tourist und Tag seien von 80 Dollar im Jahr 2017 auf 109 Dollar im Jahr 2024 gestiegen, was die erfolgreiche Umsetzung der Strategie zur Gewinnung qualifizierter Touristen zeige.
Neuerungen gibt es auch im Bereich des Denkmalschutzes und des Tourismusmanagements. Ab dem 19. August wird in der Kariye-Moschee ein Besucherlenkungsplan nach UNESCO-Richtlinien eingeführt, um die Besucherströme besser steuern zu können. Ähnlich wie in der Hagia Sophia wird der Zugang für touristische Zwecke kostenpflichtig.
Die Türkei plant auch eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen und Ausstellungen, darunter Werke von Pablo Picasso, Sebastiao Salgado, Frida Kahlo, Andy Warhol und Leonardo da Vinci. Diese sollen zwischen September 2024 und Januar 2025 in verschiedenen Städten des Landes gezeigt werden.