Die Tourismusbranche in der Türkei steht in diesem Sommer vor unerwarteten Herausforderungen. Obwohl die Hoffnungen auf hohe Einnahmen durch teure Übernachtungen groß waren, blieben die erwarteten Buchungen aus. Bereits im Juli starteten viele Hotels kurzfristige Rabattaktionen, um die leeren Zimmer zu füllen. Diese Aktionen, die unter dem Titel “Sommerangebote” bis zu 50 Prozent Ermäßigung boten, wurden im August fortgesetzt, allerdings mit geringeren Rabatten von etwa 30 Prozent.
Firuz Bağlıkaya, Präsident des Verbandes der türkischen Reisebüros (TÜRSAB), erklärte gegenüber der Zeitung Hürriyet, dass die Rabattaktionen zwar zu einer gewissen Erholung der Buchungen geführt hätten, die Auslastung der Hotels aber immer noch nicht das gewünschte Niveau erreicht habe. “Trotz der Kampagnen im Juli und August sind wir bei der Auslastung der Unterkünfte noch nicht da, wo wir sein wollen”, so Bağlıkaya.
Tourismus und Binnentourismus schwächeln
Obwohl die Türkei im ersten Halbjahr 2024 mehr als 21,6 Millionen ausländische Besucher begrüßen konnte, blieb der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung im Tourismussektor aus. Bağlıkaya machte darauf aufmerksam, dass die offiziellen Daten des Türkischen Statistikamtes (TÜİK) einen Rückgang sowohl bei der Aufenthaltsdauer als auch bei den durchschnittlichen Ausgaben pro Tourist zeigen. Diese Entwicklungen wirken sich direkt auf die Einnahmen der Branche aus.
Aber nicht nur der internationale Tourismus, sondern auch der Inlandstourismus musste Einbußen hinnehmen. “Auch im Inland gab es eine gewisse Flaute”, bestätigt Bağlıkaya. Aktionen der Hotels konnten zwar teilweise Abhilfe schaffen, der erhoffte Aufschwung blieb jedoch vielerorts aus.
Neue Trends im Urlaubsverhalten der Einheimischen
Neben den traditionell stark nachgefragten klassischen Urlaubsregionen wie Ayvalık, Çeşme, Kuşadası, Bodrum und Marmaris zeigten sich in diesem Jahr neue Präferenzen der türkischen Urlauber. Vor allem Natur-, Abenteuer- und Kulturreisen, etwa in die Schwarzmeerregion oder zu Zielen wie Kappadokien, Afyonkarahisar und Pamukkale, erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. Dies kann als Zeichen für ein verändertes Urlaubsverhalten der Türken gewertet werden, möglicherweise auch als Reaktion auf die wirtschaftlichen Herausforderungen.
Preisentwicklung in den Monaten August und September
Die Preise für Übernachtungen variieren stark nach Region und Art der Unterkunft. Im August liegen die Preise für All-Inclusive-Hotels pro Person und Nacht in Antalya zwischen 4.000 und 83.000 TL, in Muğla zwischen 5.000 und 70.000 TL und in Izmir zwischen 4.000 und 23.000 TL. Eine günstigere Alternative bieten Aparthotels mit Preisen zwischen 2.000 und 28.000 TL in Antalya, 2.000 und 16.000 TL in Muğla und 2.000 und 10.000 TL in Izmir.
Im September gehen die Preise leicht zurück. Für All-Inclusive-Hotels liegen die Preise dann in Antalya zwischen 4.000 und 74.000 TL, in Muğla zwischen 3.000 und 46.000 TL und in Izmir zwischen 7.000 und 19.000 TL. Die Preise für Apart-Hotels liegen in diesem Monat in Antalya zwischen 2.500 und 54.000 TL, in Muğla zwischen 2.000 und 14.000 TL und in Izmir zwischen 2.000 und 7.000 TL.
Günstige Alternativen bevorzugt
Gökhan Sivrikaya, CEO von Neredekal.com, bestätigte, dass vor allem All-Inclusive-Hotels in diesem Sommer sehr gefragt waren. Aber auch preisgünstigere Alternativen wie Aparthotels und Bungalows erfreuten sich großer Beliebtheit, vor allem bei preisbewussten Reisenden. Gegen Ende des Sommers stieg auch die Nachfrage nach Unterkünften in Strandnähe.
Die ersten Daten zeigen, dass Antalya weiterhin die beliebteste Destination ist, gefolgt von Muğla. Überraschenderweise konnte Balıkesir mit Destinationen wie Ayvalık Antalya zeitweise den Rang ablaufen, was vor allem auf attraktive Preisangebote zurückzuführen ist.
Die türkische Tourismusbranche steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Trotz intensiver Rabattaktionen bleiben die erhofften Buchungszahlen sowohl im internationalen als auch im Inlandstourismus aus. Die Hotels reagieren mit Preissenkungen und neuen Angeboten, doch der erhoffte Aufschwung lässt auf sich warten.