Südkorea plant Zugangsbeschränkungen für Touristen im historischen Hanok-Dorf Bukchon

06.11.2024 – 15:30 Uhr

Im historischen Hanok-Dorf Bukchon in Seoul sollen Maßnahmen gegen den Massentourismus ergriffen werden. Die südkoreanischen Behörden planen, den Zugang zu bestimmten Bereichen des beliebten Touristenziels einzuschränken, um die Lebensqualität der Anwohner zu schützen und den Touristenstrom besser zu regulieren.

Ab November sollen Touristen die betroffenen Gebiete nur noch zu bestimmten Zeiten betreten dürfen: Zwischen 17 Uhr und 10 Uhr morgens ist der Zutritt verboten. Die Maßnahme wird zunächst als Testphase eingeführt und soll bei Erfolg im März nächsten Jahres offiziell in Kraft treten.

Strafen bei Verstößen

Touristen, die sich nicht an die neuen Regeln halten, müssen mit einer Geldstrafe von 100.000 südkoreanischen Won (ca. 67 Euro) rechnen. Die geplante Regelung soll vor allem den Alltag der Dorfbewohner schützen, der durch den starken Touristenandrang beeinträchtigt wird. Im vergangenen Jahr besuchten rund sechs Millionen Menschen das Dorf – eine Zahl, die bei den rund 6.100 Bewohnern zunehmend für Unmut sorgt.

Doch die Einschränkungen stoßen auch auf Kritik. Kwon Young-doo, Besitzer des Asiatischen Kultur- und Kunstmuseums im Dorf, äußerte sich skeptisch: “Es ist unsinnig, Touristen in öffentlichen Bereichen zu bestrafen. Wer würde unter diesen Umständen noch hierher kommen wollen? Die Besucher verlassen Südkorea mit einem schlechten Eindruck.”

Historische Bedeutung und wachsender Tourismus

Das Hanok-Dorf Bukchon liegt im Stadtteil Jongno und stammt aus der Zeit der Joseon-Dynastie (1392-1897). Mit seinen traditionellen Holzhäusern und engen Gassen ist das Dorf bei Einheimischen und ausländischen Touristen gleichermaßen beliebt. Doch die steigende Zahl der Touristen in den letzten Jahren hat die Anwohner stark belastet. Viele klagen über Lärmbelästigung und gestörte Alltagsroutinen.

Ein Beispiel ist Kim Eun-mee, die in der Nähe eines touristischen Gästehauses wohnt: “Die Touristen kommen oft nur für einen Tag, feiern laut und kommen mit rollenden Koffern, die uns früh morgens wecken. Es ist schwierig, einen normalen Tagesablauf aufrechtzuerhalten.”

Ausbau touristischer Einrichtungen

Auch der zunehmende Trend, traditionelle Häuser in touristische Unterkünfte umzuwandeln, sorgt für Kontroversen. Nach Angaben der Bewohner gab es 2010 nur zehn solcher Unterkünfte im Dorf, bis Oktober 2023 soll die Zahl auf 116 angestiegen sein. Der Landkreis Jongno hat nun einen Plan zur Einschränkung der touristischen Nutzung entwickelt, um die Lebensqualität der Dorfbewohner zu schützen. Das geplante Sperrgebiet umfasst rund 34.000 Quadratmeter, was der Fläche von fünf Fußballfeldern entspricht.

Chung Moon-hun, Direktor des Bezirks Jongno, erklärte, dass das Hauptziel der Zugangsbeschränkung der Schutz der Rechte der Anwohner sei. Die Maßnahme sei ein Versuch, eine Balance zwischen den touristischen Interessen und den Bedürfnissen der Bevölkerung zu finden. Ob diese Maßnahmen langfristig eine Lösung für die Herausforderungen des Massentourismus darstellen, bleibt abzuwarten.