In Barcelona sind Anwohner auf die Straßen gegangen, um gegen steigende Mietpreise, für die sie den Tourismus in der Stadt verantwortlich machen, zu demonstrieren. Barcelona kämpft derzeit gegen eine Krise bei den Mietwohnungen, weil sowohl die Zahl der Touristen als auch die Zahl der Ausländer, die zum Arbeiten ins Land kommen, zugenommen habe und die Lebenshaltungskosten gestiegen seien. Die Menschen zogen mit Transparenten durch die Straßen Barcelonas und riefen Slogans vor Hotels und Restaurants, in denen sich viele Touristen aufhalten. Einige Bürger richteten Wasserpistolen auf Touristen.
Auf der Demonstration, an der rund 2800 Menschen teilnahmen, wurden Slogans wie “Barcelona ist nicht zu verkaufen” und “Touristen sollen nach Hause gehen” skandiert. Die Demonstranten, die ihren Protest vor vielen Hotels fortsetzten, skandierten “Touristen raus aus unserem Viertel”.
Die Aktivisten erklärten, dass die Mieten in der 1,6-Millionen-Einwohner-Stadt in den letzten 10 Jahren um 68 Prozent gestiegen seien, und dass der Grund dafür die Tagesmiete und der Tourismus seien. Barcelona wurde im vergangenen Jahr von 12 Millionen Touristen besucht, und in diesem Jahr wird diese Zahl voraussichtlich noch übertroffen werden. Die Bewohner der Region sagten, dass die Touristen einige soziale und infrastrukturelle Probleme verursachen würden.
Viele Deutsche, die in Spanien Urlaub machen, zeigen sich in den Sozialen Medien empört von den Bildern aus Barcelona und zweifeln, ob sie nochmal dorthin in den Urlaub reisen würden. “Auf Touristen losgehen, die Geld bringen, das geht gar nicht,” so Jürgen V. in einem Kommentar auf FOCUS Online.
Schweiz will auf 12-Monats-Tourismus setzen
Auch die Schweiz, deren Tourismussektor 4,5 Prozent der Wirtschaft im Land ausmacht, will auf die steigenden Touristenzahlen reagieren. Martin Nydegger, Generaldirektor des Schweizerischen Tourismusverbandes, sagte auf einer Pressekonferenz, dass sein Land sein Land vor übermäßigem Tourismus schützen will, indem es ungewöhnliche Tourismusziele und Projekte entwickelt, die Besuche über das ganze Jahr und 12 Monate statt über eine bestimmte Saison verteilen. Obwohl es in seinem Land kein Problem mit übermäßigen Besuchern wie in anderen Ländern gebe, würden einige Regelungen in dieser Richtung getroffen. So sei es in diesem Zusammenhang auch möglich, den Eintritt zu einigen Orten kostenpflichtig zu machen.
Nydegger nannte folgendes Beispiel: “Das kleine Dorf Iseltwald am Brienzersee wurde nach dem Erfolg einer südkoreanischen Fernsehserie auf Netflix plötzlich von asiatischen Touristen überschwemmt. Der rund 400 Einwohner zählende Ort erhob deshalb eine Steuer von 5 Schweizer Franken (5,14 Euro) auf Touristen, die auf einem Ponton, auf dem Szenen gedreht wurden, Fotos machen wollten.”
Damian Constantin, Direktor der regionalen Tourismusbüros, die für die Förderung des Tourismus zuständig sind, sagt, dass die touristischen Attraktionen der Schweiz ein teures Ziel seien und dass dies dazu beitrage, den Übertourismus einzudämmen.