Die jüngsten Erdbeben in der Ägäis und der Region Çanakkale haben die Sorge vor einem großen Erdbeben in der Marmara-Region neu entfacht. Prof. Dr. Naci Görür, Geologe und Professor an der Technischen Universität Istanbul, äußerte sich zu diesem Thema auf NOW TV und erklärte, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Beben der Stärke 7,5 im Marmara-Gebiet sehr hoch sei.
Görür erläuterte, dass insbesondere die nördliche Verwerfung des Nordanatolischen Grabens in der Marmara-Region als kritisch eingestuft wird. Er verwies auf die Adalar- und Kumburgaz-Faylinien als Bereiche, in denen ein großes Erdbeben erwartet wird, und fügte hinzu, dass dies statistisch betrachtet jederzeit passieren könne.
Laut Görür liegt die Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben der Stärke 7,5 bei 47 Prozent. Diese Einschätzung beruhe auf Beobachtungen seit dem Jahr 1999, als das letzte große Beben in der Region Kocaeli stattfand. Görür betonte, dass das Auftreten eines solchen Erdbebens keine theoretische Möglichkeit, sondern eine Gewissheit sei.
Historische Daten als Grundlage
Die westliche Marmara-Region zwischen den Beben von 1912 und 1999 habe in der Vergangenheit etwa alle 250 Jahre ein großes Erdbeben erlebt, erklärte Görür. Da seit 2016 bereits mehr als 250 Jahre vergangen seien, sei die Region überfällig für ein solches Ereignis.
Mit Nachdruck kritisierte der Experte, dass die Marmara-Region trotz der vergangenen 25 Jahre seit dem verheerenden Erdbeben von 1999 kaum ausreichende Vorsorgemaßnahmen getroffen habe. Solange die betroffenen Verwerfungslinien nicht brechen, bleibe das Gebiet in einer ständigen Gefahrenlage.