In deutschen Restaurants und Cafés steht eine kleine Revolution bevor. Was bisher nur bei Barzahlungen üblich war, wird nun auch bei Kartenzahlungen eingeführt: Trinkgeld geben per Knopfdruck. Eine Neuerung, die nicht nur das Bezahlen erleichtert, sondern auch die Diskussion um soziale Normen im Gastgewerbe entfacht.
Bisher war es in Deutschland eine Herausforderung, beim Bezahlen per Karte Trinkgeld zu hinterlassen. Viele Gäste, die den Betrag aufrunden wollten, sahen sich gezwungen, das Trinkgeld bar zu geben oder es gänzlich zu lassen. Doch mit der Einführung des “Trinkgeld-Buttons” auf Kartenterminals soll sich dies nun ändern. Verschiedene Gastronomiebetriebe haben bereits damit begonnen, diesen Button zu installieren, der es den Gästen ermöglicht, bei der Kartenzahlung einen bestimmten Prozentsatz als Trinkgeld hinzuzufügen.
Die Auswahl beginnt meist bei 10 Prozent und kann bis zu 25 Prozent steigen. Dabei gibt es jedoch Kritik: Der Button “Kein Trinkgeld” sei oft schwer auffindbar, was bei manchen Gästen das Gefühl verstärkt, unter Druck gesetzt zu werden, ein Trinkgeld zu geben. Dies hat bereits zu hitzigen Diskussionen geführt, denn Trinkgeld ist in Deutschland traditionell freiwillig und nicht verpflichtend.
Vor- und Nachteile der neuen Praxis
Besonders für Restaurants, die viele Touristen bedienen, wird der “Trinkgeld-Button” als positive Entwicklung angesehen. Touristen, die es aus ihren Heimatländern gewohnt sind, bei Kartenzahlungen Trinkgeld zu geben, könnten die neue Funktion als praktisch empfinden. Zudem wird argumentiert, dass es auch für die Bedienung eine faire Möglichkeit ist, für guten Service belohnt zu werden, selbst wenn Gäste kein Bargeld bei sich haben.
Auf der anderen Seite zeigt sich die lokale Bevölkerung weniger begeistert. Viele kritisieren, dass die vorgegebenen Trinkgeldbeträge zu hoch seien und das Fehlen einer klaren “Ohne Trinkgeld”-Option den sozialen Druck verstärke. Gerade in Zeiten von steigenden Lebenshaltungskosten sei dies eine unnötige Belastung.
Der Wandel der Trinkgeldkultur
Mit der Einführung des “Trinkgeld-Buttons” könnte sich die Trinkgeldkultur in Deutschland nachhaltig verändern. Während viele Gäste die Neuerung als bequem empfinden, bleibt abzuwarten, ob die breite Akzeptanz folgen wird. Kritiker fordern bereits eine bessere Transparenz bei der Bedienung der Kartenterminals und eine einfachere Möglichkeit, sich gegen Trinkgeld zu entscheiden.
Trotz aller Kontroversen zeigt sich jedoch, dass die Digitalisierung des Bezahlprozesses in der Gastronomie weiter voranschreitet – und das Trinkgeld künftig nicht mehr nur bar auf den Tisch gelegt wird.