Migration und Kriminalität: Neue ifo-Studie widerlegt Zusammenhang

19.02.2025 – 18:30 Uhr

Eine neue Studie des renommierten ifo-Instituts in München sorgt für Klarheit in einer viel diskutierten Debatte: Migration führt nicht zu einer höheren Kriminalitätsrate in Deutschland. Dies geht aus der Auswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik auf Landkreisebene für die Jahre 2018 bis 2023 hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Keine Korrelation zwischen Migration und Kriminalität

Die Forscher fanden keinen statistischen Zusammenhang zwischen einem steigenden Ausländeranteil in einem Kreis und der lokalen Kriminalitätsrate. Dies gelte insbesondere auch für Schutzsuchende, erklärte ifo-Forscher Jean-Victor Alipour. Die Ergebnisse decken sich mit internationalen Studien, die keinen systematischen Einfluss von Migration und Flucht auf die Kriminalität im Aufnahmeland belegen.

Erklärungen für die Überrepräsentation von Ausländern in der Kriminalstatistik

Dennoch sind Migranten in der Kriminalstatistik gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil überrepräsentiert. Laut der Studie liegt dies jedoch nicht an der Migration selbst, sondern an strukturellen Faktoren. Migranten ziehen häufiger in städtische Ballungsräume, in denen das allgemeine Kriminalitätsrisiko ohnehin höher ist. Dort sind verschiedene Einflüsse wie die Infrastruktur, die wirtschaftliche Lage, die Bevölkerungsdichte und die Polizeipräsenz ausschlaggebend dafür, dass Menschen mit höherer Wahrscheinlichkeit in Straftaten verwickelt werden.

Das oft genannte Argument, dass Migranten häufiger jung und männlich seien – beides Faktoren, die mit einer erhöhten Kriminalitätsneigung einhergehen –, spielt laut der Studie nur eine untergeordnete Rolle. Sobald diese Faktoren berücksichtigt werden, zeigt sich kein statistischer Zusammenhang zwischen dem regionalen Ausländeranteil und der Kriminalitätsrate. “Ausländer oder Schutzsuchende haben keine höhere Kriminalitätsneigung als demografisch vergleichbare Einheimische”, betont ifo-Forscher Joop Adema.

Keine höhere Kriminalität bei schweren Delikten

Auch in Bezug auf schwere Straftaten wie Tötungsdelikte oder sexuelle Übergriffe fand die Studie keinen Anstieg der Kriminalität mit einem höheren Anteil von Ausländern oder Schutzsuchenden. Die Befunde widersprechen damit populären Narrativen, die Migration mit einer steigenden Gefährdung der öffentlichen Sicherheit in Verbindung bringen.

Arbeitsmarktintegration als Präventionsstrategie

Die Studie gibt auch Empfehlungen zur Prävention von Kriminalität unter Migranten. Eine Schlüsselrolle spiele die Integration in den Arbeitsmarkt. Durch eine schnellere Anerkennung ausländischer Abschlüsse und eine gezieltere Verteilung von Asylbewerbern entsprechend der regionalen Arbeitsnachfrage könnte die Kriminalitätsrate weiter gesenkt werden. “Migranten erhalten so schneller legale Verdienstmöglichkeiten, was Straffälligkeit vorbeugt. Zudem könnte der Arbeitskräftebedarf effizienter gedeckt werden”, erklärte Alipour.