Mit steigenden Passagierzahlen wächst der Druck auf den Sabiha Gökçen Flughafen in Istanbul, seine Infrastruktur zu erweitern. Im Zentrum der aktuellen Diskussionen steht die neue Terminalausschreibung, die die Kapazität auf 90 Millionen Passagiere jährlich erhöhen könnte. Die Flughafenbetreiberin İSG unter der Leitung ihres neuen CEO, Alp Er Tunga Ersoy, hat bereits einen Plan vorgelegt, um das stillgelegte Terminal T1 wieder in Betrieb zu nehmen und an das Hauptterminal anzubinden, wie Luftfahrtexperte Tolga Özbek berichtet.
Erweiterung für mehr Komfort
Ersoy erklärte, dass die Entwicklungsarbeiten, die im letzten Jahr begannen und bis 2025 andauern, in erster Linie auf die Verbesserung des Passagierkomforts abzielen. Dazu zählen die Erweiterung der Eingangsbereiche sowie die Installation zusätzlicher X-ray-Geräte, um Wartezeiten zu verkürzen. Auch die Passkontrollen wurden optimiert, indem Pool-Systeme eingeführt wurden, die den Ablauf beschleunigen.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Ausweitung der e-Passport-Kontrollstellen. Bisher gibt es acht dieser automatisierten Übergänge, deren Zahl auf 19 erhöht werden soll. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die Wartezeiten an der Grenze weiter sinken.
Planung des neuen Terminals
Ein besonders ambitioniertes Projekt ist die Reaktivierung des alten Terminals T1. Ersoy berichtete, dass Gespräche mit HEAŞ und der Verteidigungsindustriebehörde (SSB), den Eigentümern des Flughafens, aufgenommen wurden, um das Terminal wieder nutzbar zu machen. Es soll über Brücken mit dem Hauptterminal verbunden werden und könnte eine Kapazität von drei bis vier Millionen Passagieren pro Jahr aufnehmen.
Doch die größte Aufmerksamkeit gilt der Ausschreibung für ein neues Terminal, das zwischen den beiden Landebahnen gebaut werden soll. Diese Erweiterung könnte die Kapazität des Flughafens von derzeit 45 Millionen auf bis zu 90 Millionen Passagiere jährlich verdoppeln. Ein Zug soll die beiden Terminals miteinander verbinden, was die Effizienz und den Passagierfluss erheblich verbessern könnte.
Zweite Start- und Landebahn im Fokus
Neben der Terminalerweiterung steht auch die zweite Start- und Landebahn auf der Prioritätenliste des Flughafens. Nachdem Probleme mit der Beleuchtung behoben wurden, wird die neue Bahn bereits für zwei Stunden täglich genutzt, während die alte Bahn vorübergehend gesperrt wird. Sobald die Bauarbeiten abgeschlossen sind, wird die neue Bahn vollständig in Betrieb genommen und die alte wird umfangreich gewartet.
Ersoy betonte, dass die volle Nutzung der zweiten Bahn entscheidend für den reibungslosen Betrieb des Flughafens sei, insbesondere angesichts des steigenden Passagieraufkommens.
Innovation und neue Partnerschaften
Um den Anforderungen der Passagiere gerecht zu werden, plant İSG eine neue App, die Echtzeit-Updates bietet. Diese soll die Reisenden etwa über verfügbare Parkplätze und weniger frequentierte Eingänge informieren. Auch die veralteten Sanitäranlagen werden erneuert – sieben von neun Haupteinrichtungen wurden bereits modernisiert.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Ausbau des Frachtterminals. Laut Ersoy bietet Sabiha Gökçen als Flughafen in der Nähe zahlreicher Industriegebiete ein enormes Potenzial. Derzeit liegt das jährliche Frachtaufkommen bei 50.000 bis 60.000 Tonnen, doch Ersoy sieht ein Potenzial von bis zu 500.000 Tonnen. Ein neues Frachtterminal sei daher unerlässlich.
Erweiterte internationale Verbindungen
Sabiha Gökçen ist auch für internationale Fluggesellschaften zunehmend attraktiv. So verhandelt der Flughafen aktuell mit der Royal Air Maroc, während Lufthansa die Entwicklungen genau beobachtet. Ersoy erwähnte, dass British Airways, die ursprünglich mit drei wöchentlichen Flügen nach Sabiha Gökçen startete, mittlerweile zehn Flüge anbietet. BA verbindet von Istanbul aus auch Flüge nach Amerika.
Transitpassagiere im Fokus
Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der Transitpassagiere, die inzwischen 15 Prozent des Gesamtaufkommens am Sabiha Gökçen Flughafen ausmachen. Dies ist ungewöhnlich für einen Flughafen, der ursprünglich auf Direktflüge von Billigfluggesellschaften ausgelegt war. Ersoy hob hervor, dass İSG durch seine Zusammenarbeit mit Fluggesellschaften wie Pegasus und AJet neue Wachstumsfelder erschließt und die Infrastruktur entsprechend anpasst.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob der Ausbau von Sabiha Gökçen die steigenden Passagierzahlen bewältigen und den Flughafen zu einem internationalen Drehkreuz machen kann.