Die Hagia Sophia, eines der bedeutendsten Bauwerke der Weltgeschichte, erhält eine umfassende Frischzellenkur – und das mitten im laufenden Betrieb. Die fast 1.500 Jahre alten Kuppeln des monumentalen Bauwerks in Istanbul werden derzeit aufwendig restauriert, um sie für ein potenziell verheerendes Erdbeben zu wappnen.
„Wir befinden uns in der wohl tiefgreifendsten Eingriffsphase der letzten 150 Jahre“, erklärt Bauingenieur Dr. Mehmet Selim Ökten, Mitglied des wissenschaftlichen Rats für die Restaurierung und Dozent an der Mimar-Sinan-Universität. Im Fokus: die Haupt- und Halbkuppeln, tragende Bögen und das Stahlgerüst des einstigen Gotteshauses.
Modernste Technik für byzantinisches Erbe
Ein gigantischer Baukran wurde an der Ostfassade installiert, um Materialien schnell und sicher zu transportieren. Damit soll nicht nur der Baufortschritt beschleunigt, sondern auch ein transparenter und sicherer Zugang für Experten geschaffen werden. Die historische Bleibedeckung wird durch moderne, leichtere Materialien ersetzt, ohne das spirituelle und architektonische Erbe zu kompromittieren.
„Wir schützen nicht nur einen Stein, sondern eine ganze Epoche“, so Ökten.
Weltkulturerbe im Wandel
Die Hagia Sophia, im Jahr 537 von Kaiser Justinian errichtet, war einst Kirche, später Moschee, ab 1934 Museum – und wurde 2020 nach einem Gerichtsbeschluss erneut zur Moschee erklärt. Trotz laufender Gebete sollen die Restaurierungen nahtlos weitergehen – und bleiben für die Öffentlichkeit einsehbar.
Die Sorge um die strukturelle Integrität ist nicht unbegründet: Das verheerende Erdbeben von 2023 im Süden der Türkei mit über 53.000 Todesopfern hat die Angst vor einem ähnlich starken Beben in Istanbul verstärkt. Die Nähe zur Nordanatolischen Verwerfung macht die Millionenmetropole besonders anfällig.
Wann die Bauarbeiten abgeschlossen sein werden, steht noch nicht fest.