Stetig steigende Kosten und die Auswirkungen der Inflation haben die Preise in allen Bereichen in die Höhe getrieben. Auch der Tourismussektor blieb davon nicht verschont. Insbesondere die Einführung der erleichterten Visaregelung für Reisen auf die griechischen Inseln hat dazu geführt, dass die Erwartungen der türkischen Touristiker in dieser Saison nicht erfüllt wurden.
In letzter Zeit wurden vermehrt Kampagnen gestartet, die die griechischen Inseln als günstigere Alternative zu den türkischen Urlaubszielen darstellen. Diese Entwicklung hat sich negativ auf den türkischen Tourismussektor ausgewirkt. Die Vereinfachung der Urlaubsmöglichkeiten in Griechenland und die steigenden Kosten in der Türkei haben dazu geführt, dass die Auslastung der Hotels und die Ausgaben der Touristen hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.
“Einzelfälle spiegeln nicht die Realität wider”
Mehmet Ayyıldız, Präsident der Handwerkskammer Marmaris, betont, dass die Verallgemeinerung von Einzelfällen auf die gesamte Branche nicht zutreffend ist. “Berichte wie ‘Für fünf Mezes habe ich 60 Euro bezahlt’ hört man oft, aber wenn man bedenkt, dass 65 Euro etwa 2500 TL entsprechen, sind das 500 TL pro Meze. In Marmaris bekommt man ein Meze für 250-300 TL. Auch die Übernachtungskosten sind in Griechenland etwa 20 % höher als in der Türkei, und im Gastronomiebereich sind die Preise in der Türkei 10-15 % niedriger als in Griechenland.”
Ayyıldız weist darauf hin, dass Nachrichten über extrem hohe Preise, wie z.B. 1000 TL für ein Lahmacun, den Eindruck erwecken, dass diese Preise überall in der Türkei üblich sind. “Diese Preise gelten aber nur für einige ausgewählte Lokale. Natürlich spiegelt sich die hohe Inflation in unserem Land auch in den Preisen wider, und das beeinflusst die Speisekarten der Gastronomen. Es ist enttäuschend, dass die Händler für die Preiserhöhungen verantwortlich gemacht werden. Wenn man die Preise von 2023 mit denen von 2024 vergleicht, gibt es zweifellos Unterschiede, aber diese sind auf die hohe Inflation zurückzuführen. Mit den Maßnahmen der Regierung wird sich der Anstieg der Inflation verlangsamen, die Preise werden sich stabilisieren und die Sorgen sowohl der Händler als auch der Touristen werden ein Ende haben”, so Ayyıldız.
Kürzere Urlaubszeiten und mehr Reisen zu den griechischen Inseln
Für Juli 2024 verzeichnete Ayyıldız einen Rückgang von 30 bis 40 Prozent bei den inländischen Touristen im Vergleich zum Vorjahr. Die Hauptgründe dafür seien die Zunahme der Reisen auf die griechischen Inseln und die Auswirkungen der Inflation. “Die Urlaubsdauer der inländischen Touristen ist kürzer geworden, früher haben sie 10 Tage Urlaub gemacht, jetzt sind es nur noch 3-5 Tage. Die Zahl der türkischen Touristen auf den griechischen Inseln ist um bis zu 70 Prozent gestiegen. Als Touristiker sind wir gegen die leichte Erreichbarkeit Griechenlands, da dies der Branche sehr schadet. Wir glauben jedoch, dass die Touristen, wenn sie die tatsächlichen Kosten für Visa und Transport berücksichtigen, erkennen werden, dass Urlaub in Griechenland nicht so billig ist, wie es den Anschein hat”, fügte Ayyıldız hinzu.
Auswirkungen auf die Wirtschaft
Ayyıldız weist darauf hin, dass die Händler in den Touristengebieten trotz der laufenden Saison Verluste von 30 bis 40 Prozent hinnehmen mussten. “Diese Verluste können nicht so leicht ausgeglichen werden, da die Saison bald zu Ende geht. Hoffentlich wird der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr nicht noch größer. Ein Anstieg würde das Ende der Tourismusbranche bedeuten, die als Industrie ohne Schornstein gilt. Wenn der Tourismussektor zusammenbricht, verliert die Türkei Arbeitsplätze und wirtschaftliche Impulse. Auch die Steuereinnahmen, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Staates, würden sinken. Wir wollen niemandem die Freiheit nehmen, Urlaub zu machen, aber es sollte nicht so einfach sein, der Tourismusbranche zu schaden. Wir fordern eine Verkürzung der visafreien Aufenthaltsdauer oder die Einführung von Tagesvisa, um den Schaden für die Tourismusbranche zu minimieren”, so Ayyıldız abschließend.