Auf den Kanarischen Inseln

„Genug ist genug“: Inselbewohner gehen gegen Massentourismus auf die Straße

(Bildquelle: Wochenblatt.es / Moisés Pérez)
(Bildquelle: Wochenblatt.es / Moisés Pérez)
22.10.2024 – 14:00 Uhr

Auf den Kanarischen Inseln, einem der beliebtesten Reiseziele Europas, haben erneut Tausende Menschen gegen den Massentourismus protestiert. Unter dem Motto “Die Kanaren haben eine Grenze” versammelten sich rund 10.000 Demonstranten in verschiedenen Touristenzentren, um auf die negativen Folgen der stark frequentierten Urlaubsregion aufmerksam zu machen. Die Proteste waren vor allem auf den Inseln Gran Canaria, Fuerteventura und Teneriffa zu spüren.

„Dieser Strand gehört uns“

Die Demonstranten zogen durch belebte Straßen, vorbei an Touristen, die ihren Urlaub in beliebten Badeorten wie Playa de las Américas auf Teneriffa oder Maspalomas auf Gran Canaria verbrachten. Mit Fahnen der Kanarischen Inseln, Plakaten und lauten Rufen machten sie deutlich, dass sich die Bewohner der Inseln zunehmend von den Touristenmassen erdrückt fühlen. “Dieser Strand gehört uns”, riefen sie am Strand von Playa de las Américas, wo sich viele Urlauber auf Liegestühlen unter Sonnenschirmen ausruhten.

Neben den großen Inseln beteiligten sich auch kleinere Inseln wie Lanzarote, La Palma und El Hierro an den Protesten. Die Forderungen der Demonstranten sind klar: Eine Begrenzung der Touristenzahlen und härtere Maßnahmen gegen Ferienwohnungen, die die Wohnsituation auf den Inseln verschärfen.

Negative Folgen für die Inselbewohner

Eugenio Reyes Naranjo, Sprecher der Umweltgruppe Ben Magec – Ökologen in Aktion, warf dem Tourismus vor, die Lebensqualität auf den Inseln massiv zu beeinträchtigen. „Der Tourismussektor bringt Armut, Arbeitslosigkeit und Elend auf die Kanarischen Inseln“, sagte er. Die Umweltgruppe spielte eine zentrale Rolle bei der Organisation der Proteste, die den wachsenden Unmut der Inselbewohner über die ökologischen und sozialen Folgen des Massentourismus verdeutlichen sollten.

Mit Slogans wie „Die Kanaren sind nicht käuflich“ und „Genug ist genug“ machten die Demonstranten auf die Auswirkungen des Tourismus aufmerksam. Der zunehmende Druck auf Infrastruktur, Umwelt und Wohnraum hat in den letzten Jahren immer mehr Unmut hervorgerufen.

16 Millionen Touristen jährlich

Die Kanarischen Inseln vor der Küste Nordafrikas ziehen mit ihren sonnigen Stränden und Vulkanlandschaften jährlich Millionen Touristen an. Im Jahr 2023 besuchten rund 16 Millionen Menschen die Inseln, auf denen insgesamt etwa 2,2 Millionen Menschen leben. Vor allem Urlauber aus Deutschland, Großbritannien und vom spanischen Festland machen einen Großteil der Touristen aus.

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Kanaren: Rund 40 Prozent der Einwohner arbeiten in der Branche, die rund 36 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Inseln beiträgt. Allerdings wächst die Kritik an den negativen Folgen des Massentourismus für die lokale Bevölkerung und die Umwelt.

Bereits im April dieses Jahres gingen mehr als 55.000 Menschen auf die Straße, um gegen die Touristenmassen zu demonstrieren. Die aktuellen Proteste zeigen, dass das Thema für viele Inselbewohner nach wie vor von großer Bedeutung ist.

Quelle: zdf.de