FTI-Insolvenz sorgt für Turbulenzen im türkischen Tourismussektor

Alanya
18.06.2024 – 15:30 Uhr

Die Insolvenz des deutschen Reiseveranstalters FTI Group, der im Jahr 2023 einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro erzielte und rund 11.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat im türkischen Tourismussektor Besorgnis ausgelöst. FTI, der drittgrößte Reiseveranstalter Europas, konnte sich trotz einer Finanzspritze der deutschen Bundesregierung in Höhe von 595 Millionen Euro nicht von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie erholen.

Die Insolvenz der FTI Group betrifft nicht nur Deutschland, sondern auch stark die Türkei, die für den Reiseveranstalter ein wichtiger Markt ist. Im vergangenen Jahr brachte FTI mehr als eine Million Touristen aus seinen Hauptmärkten in die Türkei und auch für das laufende Jahr sind die Buchungszahlen vielversprechend. Die Bekanntgabe der Insolvenz auf der Website des Unternehmens hat jedoch eine Welle der Besorgnis in der türkischen Tourismusbranche ausgelöst.

Auswirkungen auf den türkischen Tourismus

Hakan Saatçioğlu, Vorsitzender des Verbandes der professionellen Hotelmanager (POYD), betont die Bedeutung von FTI und dessen Tochtergesellschaft Meeting Point für die türkische Tourismusindustrie. Er appelliert an die Branche, besonnen und rational mit der Situation umzugehen, um größeren Schäden zu vermeiden. Besonders besorgt zeigt er sich über die Schulden, die FTI bei den türkischen Hotels angehäuft hat und über die zukünftigen Buchungen, die nun unsicher sind.

Laut Saatçioğlu könnte auch der Flug- und Transportsektor erheblich unter der Insolvenz leiden. Es sei wichtig, dass das türkische Kultur- und Tourismusministerium und der Verband der türkischen Reiseveranstalter (AKTOB) koordinierte Maßnahmen ergreifen, um den Schaden zu begrenzen und den laufenden Betrieb sicherzustellen. Die Situation erinnere an die Insolvenz von Thomas Cook vor einigen Jahren, die die Branche ebenfalls hart getroffen habe.

Kurzfristig negative Auswirkungen

Batuhan Karaer, Tourismusexperte und ehemaliger Präsident der türkischen Finanzvereinigung, betont die kurzfristigen negativen Auswirkungen der FTI-Insolvenz auf den türkischen Tourismus. Besonders unglücklich sei das Timing der Insolvenz, die kurz vor der Hochsaison stattfand. Die Ansprüche der Kunden, die Reisen bei FTI gebucht haben, müssen nun über Versicherungen und Insolvenzverwalter abgewickelt werden.

Bülent Bayraktar, Geschäftsführer der deutschen Anoris GmbH und Marketingexperte, betont, dass die Insolvenz kurz vor den Sommerferien sowohl die Tourismusbranche als auch die Urlauber negativ beeinflussen wird. FTI war ein wichtiger Akteur im Türkei-Tourismus und die Einstellung der Dienstleistungen wird erhebliche Auswirkungen haben.

Langfristige Perspektiven

Die Insolvenz von FTI könnte auch langfristige Veränderungen für die Branche mit sich bringen. Bayraktar erinnert daran, dass nach der Insolvenz von Thomas Cook in Deutschland ein Fonds namens “Reisesicherungsfond” eingerichtet wurde, um mit solchen Situationen umzugehen. Er betont, dass der deutsche Markt, der für die Türkei von großer Bedeutung sei, umstrukturiert werden könne und neue digitale Urlaubsmodelle entstehen könnten.

Im Jahr 2022 hatten die führenden deutschen Reiseveranstalter TUI, FTI, DER Touristik, Alltours und Schauinsland-Reisen bedeutende Marktanteile im Türkei-Geschäft. TUI führt mit 28 Prozent, gefolgt von FTI mit 15 Prozent, DER Touristik mit 13 Prozent, Alltours mit 11 Prozent und Schauinsland-Reisen mit 10 Prozent.