Döner-Vorgaben aus Ankara: Eine Bedrohung für die Döner-Industrie in Deutschland?

21.08.2024 – 6:45 Uhr

Die Zukunft des Döners in Deutschland steht auf dem Spiel. Ein Vorstoß des Internationalen Dönerverbandes (Udofed), der strengere Regeln für die Zubereitung von Dönerfleisch fordert, könnte die gesamte Branche in Deutschland verändern. Der beliebte Döner, wie wir ihn kennen und lieben, könnte bald ganz anders aussehen.

Der Internationale Dönerverband mit Sitz in Istanbul hat bei der Europäischen Union den Schutz des Döners als “garantiert traditionelle Spezialität” beantragt. Das würde bedeuten, dass sich nur noch Döner nennen darf, der unter bestimmten Bedingungen hergestellt wird. Konkret fordert der Verband, dass das Fleisch für den Döner von mindestens 16 Monate alten Rindern oder von mindestens sechs Monate alten Schafen stammen muss.

Dieser Vorstoß könnte weitreichende Folgen für die Dönerindustrie in Deutschland haben. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) hat bereits Einspruch gegen den Antrag eingelegt und warnt vor den Folgen. Sollte die EU-Kommission dem Antrag stattgeben, müssten viele Dönerbuden in Deutschland ihre Produktion umstellen oder ihre Gerichte umbenennen. Der klassische Döner, wie er in Deutschland häufig aus Kalb- oder Jungrindfleisch sowie Putenfleisch hergestellt wird, dürfte dann nicht mehr als “Döner” verkauft werden. Alternativ wäre nur noch die Verwendung von Rindfleisch älterer Tiere oder Hähnchenfleisch erlaubt.

“Würde dem Antrag stattgegeben, hätte dies gravierende Folgen für Gastronomen und Verbraucher”, warnt der DEHOGA. Der Verband betont, dass es bei der Diskussion nicht um Qualitätsstandards gehe, sondern um die Definition dessen, was in Deutschland unter einem Döner verstanden wird. Auch mögliche Auswirkungen auf den Preis sind ein Thema: “Durch den erhöhten Aufwand in der Produktion würden die Kosten voraussichtlich steigen”, so der Gaststättenverband.

Auch auf politischer Ebene stößt der Vorschlag auf Widerstand. Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, kritisierte den Vorstoß des türkischen Verbandes scharf: “Der Döner gehört zu Deutschland. Wie er hier zubereitet und gegessen wird, sollte jeder selbst entscheiden können. Da braucht es keine Vorgaben aus Ankara”, schrieb er auf der Plattform X (ehemals Twitter).

Neben der DEHOGA hat auch der Verband der türkischen Dönerhersteller Einspruch gegen den Antrag eingelegt. Die EU-Kommission prüft derzeit die Einsprüche. Sollten diese als stichhaltig erachtet werden, könnte es zu einer Streitbeilegung kommen. Andernfalls wird ein Ausschuss aus Vertretern der EU-Mitgliedstaaten über den Antrag entscheiden. Eine Mehrheitsentscheidung könnte dann das Schicksal des Döners in Deutschland besiegeln.

Bis dahin bleibt offen, ob der Döner in seiner bekannten Form erhalten bleibt oder ob wir uns in Zukunft auf “Fleischtaschen” und höhere Preise einstellen müssen. Fest steht jedoch, dass der Döner in Deutschland nicht nur eine kulinarische, sondern auch eine kulturelle Bedeutung hat – und das soll, wenn es nach vielen geht, auch so bleiben.