Wenn die Fische es tun, dürfen wir das auch!

Darf man ins Meer urinieren? – die Wahrheit übers Pinkeln beim Schwimmen

20.08.2024 – 12:00 Uhr

Mit den steigenden Temperaturen tauchen auch wieder die typischen Sommerfragen auf, die viele von uns beschäftigen, aber selten offen diskutiert werden. Eine dieser Fragen lautet: Ist es schädlich, ins Meer oder ins Schwimmbad zu urinieren?

Eine Studie, die in der Fachzeitschrift ACS Environmental Science & Technology veröffentlicht wurde, beleuchtet die chemischen Reaktionen, die in Schwimmbädern auftreten können, wenn Urin ins Wasser gelangt. Demnach kann eine Verbindung im Urin, die so genannte Harnsäure, mit dem Chlor im Schwimmbadwasser reagieren und zwei potenziell schädliche Nebenprodukte bilden: Cyanogenchlorid und Trichloramin.

Cyanogenchlorid ist eine äußerst giftige Chemikalie, die in der Vergangenheit sogar als chemische Waffe eingesetzt wurde. Trichloramin wiederum kann die Atemwege reizen und zu Haut- und Augenbrennen führen. Obwohl diese Stoffe in den in Schwimmbädern üblichen Konzentrationen selten gefährliche Mengen erreichen, können sie dennoch gesundheitliche Probleme verursachen. Tatsächlich gibt es medizinische Berichte über Vergiftungsfälle, die mit den genannten Chemikalien in Verbindung gebracht werden. Die klare Empfehlung lautet daher: Nicht in Schwimmbäder urinieren.

Aber was ist mit dem Meer? Ist es genauso schädlich, ins Meer zu urinieren?

Die Antwort lautet: Nein, es ist nicht schädlich. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  1. Die Zusammensetzung des Urins: Der menschliche Urin besteht zu ca. 95 % aus Wasser und enthält geringe Mengen an Natrium- und Chloridionen. Meerwasser hingegen besteht zu 96,5 % aus H2O und weist eine wesentlich höhere Konzentration an Natriumchlorid auf. Die geringen Mengen an Urinbestandteilen fallen daher im Ozean kaum ins Gewicht.
  2. Die Menge an Harnstoff: Harnstoff ist der Hauptbestandteil des Urins und spielt eine wichtige Rolle im Stickstoffstoffwechsel des Körpers. Selbst wenn alle Menschen auf der Welt gleichzeitig in den Atlantik urinieren würden, wäre der zusätzliche Harnstoffgehalt kaum messbar. Der Atlantik hat ein Volumen von rund 350 Billionen Litern, während ein Mensch pro Toilettengang durchschnittlich nur 0,2 bis 0,5 Liter Urin produziert.
  3. Nährstoffe für Meeresorganismen: Harnstoff enthält Stickstoff, der im Wasser zu Ammonium umgewandelt wird. Dieses Ammonium dient den Meerespflanzen als Nährstoff. Auch Fische urinieren ständig ins Meer.

Zusammengefasst: Ins Meer urinieren ist unbedenklich. Es gibt jedoch Ausnahmen: In Schutzgebieten, in der Nähe von Korallenriffen und in kleinen Gewässern wie Seen sollte man nicht urinieren, da es dort schädlich sein kann.