Die Schließung zweier Beko-Fabriken in Polen sorgt für große Unruhe. Rund 2000 Arbeiter sind betroffen, Gewerkschaften protestieren vor der türkischen Botschaft und fordern Lösungen.
Produktion in Lodz und Wrocław eingestellt
Der Haushaltsgerätehersteller Beko Europe hat entschieden, die Produktion in seinen polnischen Werken drastisch zu reduzieren. Während die Fabrik in Lodz komplett stillgelegt wird, soll die Produktion in Wrocław nur noch teilweise weiterlaufen. Als Grund für diese Maßnahmen nannte das Unternehmen niedrige Gewinnmargen und sinkende Nachfrage nach den in Polen produzierten Produkten.
Bereits Anfang September gab Beko Europe bekannt, dass die Werke aufgrund “veränderter Marktbedingungen” nicht mehr wirtschaftlich tragfähig seien. Dies führte zu großer Besorgnis bei den etwa 2.000 betroffenen Arbeitern, die um ihren Arbeitsplatz fürchten.
Gewerkschaft fordert Handeln
Am vergangenen Freitag formierten sich hunderte von Arbeitern zu einem Protest vor der türkischen Botschaft in Warschau. Organisiert von der Gewerkschaft Solidarność, machten die Demonstranten auf die drohende Arbeitslosigkeit aufmerksam. Bartłomiej Mickiewicz, Vizepräsident der Solidarność-Nationalkommission, erklärte, man dürfe nicht zulassen, dass so viele Menschen ohne Arbeit dastehen. Die Schließung der Fabriken sei ein schwerer Schlag für die Region.
Die Arbeiter fordern sowohl von der polnischen als auch der türkischen Regierung, sich in den Fall einzuschalten und eine Lösung zu finden. Solidarność betonte, dass in einem früheren Treffen mit Beko-Vertretern zugesichert worden sei, dass die Werke weiter betrieben würden. Diese Zusagen seien nun gebrochen worden.
Unternehmen verteidigt Entscheidung
Beko Europe rechtfertigte die Schließungen mit den enormen finanziellen Verlusten der letzten Jahre. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, die Produktionsstätten in Lodz und Wrocław hätten seit Jahren mit massiven finanziellen Einbußen zu kämpfen. Es sei eine Entscheidung, die getroffen wurde, um langfristig das Überleben der Marke zu sichern.
Das Unternehmen fügte hinzu, dass die Schließungen Teil einer umfassenderen Umstrukturierung seien, die es Beko ermöglichen solle, sich auf profitablere Standorte und Produkte zu konzentrieren.
Internationale Unterstützung gefordert
Der Fall zieht mittlerweile auch internationale Aufmerksamkeit auf sich. Die IndustriALL Global Union, die die Rechte von Industriearbeitern weltweit vertritt, kritisierte den Bruch früherer Vereinbarungen und forderte, dass die Rechte der polnischen Arbeiter respektiert werden. In einer Erklärung betonte die Organisation, dass Beko seine Verantwortung gegenüber den Beschäftigten nicht vernachlässigen dürfe.
Die Entwicklungen in Polen werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen viele traditionelle Produktionsbetriebe in Europa konfrontiert sind. Veränderungen in der Nachfrage, wachsende Konkurrenz und wirtschaftlicher Druck zwingen Unternehmen wie Beko zu drastischen Maßnahmen – oft auf Kosten der Arbeiter.