Der türkisblau schimmernde Salda-See in der westtürkischen Provinz Burdur gilt als einer der saubersten Seen der Welt. Seit 2019 steht er offiziell als Besonderes Ökologisches Schutzgebiet unter besonderem Schutz. Doch das Naturparadies ist erneut in Gefahr – diesmal durch ein geplantes Projekt zur Kapazitätserweiterung einer Chrommine auf dem nahe gelegenen Eşeler Plateau. Das Projekt löst in der Region Proteste und große Besorgnis aus.
Die lokale Bevölkerung, Umweltverbände und Expertinnen und Experten schlagen Alarm: Der geplante Ausbau der Mine durch das Unternehmen Alser Madencilik A.Ş. schädige nicht nur das ökologische Gleichgewicht der Region, sondern auch die lebenswichtigen Wasserquellen, die den Salda-See speisen.
Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfung (ÇED) fand am 8. April im Dorf Güney bei Yeşilova eine Informationsveranstaltung statt. Rund 300 Menschen nahmen daran teil – fast alle sprachen sich deutlich gegen das Projekt aus. Transparente mit Slogans wie „Wir wollen sauberes Wasser, kein Chrom“, „Rührt unsere Alm nicht an“ und „Natur ist mehr wert als Geld“ machten die Haltung der Protestierenden unmissverständlich klar.
“Unsere Lebensgrundlagen stehen auf dem Spiel”
Besonders eindringlich äußerte sich der Dorfvorsteher von Güney, Güner Atalay. Er warnte vor irreversiblen Schäden: “Dieses Projekt wird die Trinkwasserversorgung unseres Dorfes und der gesamten Region zerstören. Die Eşeler-Hochebene ist das Herzstück des Wassersystems, das den Salda-See speist. Wenn hier Chrom abgebaut wird, bedeutet das das Ende unserer natürlichen Ressourcen, unserer Lebensqualität – und des Sees selbst.”
Atalay betonte auch die große ökologische Bedeutung der Region, in der zahlreiche endemische Pflanzenarten wachsen. Diese würden durch den Bergbau unwiederbringlich verloren gehen.
Salda-See: Ein Naturwunder von globalem Rang
Erst 2024 wurde der Salda-See von der Internationalen Geomorphologischen Kommission in die Liste der 100 wichtigsten geologischen Stätten der Welt aufgenommen. Der See ist nicht nur von außergewöhnlicher landschaftlicher Schönheit, sondern auch ökologisch einzigartig.
Er beherbergt über 300 Pflanzenarten, darunter zwei endemische Arten, die nur in dieser Region vorkommen. Außerdem leben hier drei endemische Fischarten und mehr als 30 verschiedene Wasservogelarten. Auch Wildschweine, Füchse und andere Tiere sind hier heimisch.
Naturschutzorganisationen fordern Projektstopp
Der Verein zum Schutz des Salda-Sees beobachtet die Entwicklungen mit großer Sorge. Die Organisation warnt, dass das Quellgebiet Eşeler zu den wichtigsten Zuflüssen des Sees gehört – ein Eingriff hier hätte direkte und langfristige Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem.
Das geplante Projekt betrifft nicht nur die Provinz Burdur, sondern hätte auch Auswirkungen auf Teile der Nachbarregion Denizli – konkret die Landkreise Karamanlı und Yeşilova sowie die Dörfer Güney, Dodurga und Yazır.