Vor 30 Jahren trat das Schengen-Abkommen in Kraft – ein Meilenstein für den freien Personen- und Warenverkehr innerhalb Europas. Heute gilt es als eine der zentralen Errungenschaften der EU. Doch politische und gesellschaftliche Entwicklungen wie die Corona-Pandemie, irreguläre Migration, Terrorgefahr und organisierte Kriminalität setzen das grenzfreie Europa zunehmend unter Druck.
Während laut einer aktuellen Umfrage 72 Prozent der Deutschen mehr Vorteile als Nachteile in Schengen sehen, haben viele EU-Bürger das System erst durch die pandemiebedingten Grenzschließungen wirklich wahrgenommen. Kritiker wie der spanische EU-Abgeordnete Juan Fernando Aguilar sprachen damals von einem beispiellosen Angriff auf die europäische Integration.
Seit 2015 wurden über 400 temporäre Grenzkontrollen bei der EU-Kommission angemeldet. Mit der jüngsten Reform des Schengen-Kodex können Mitgliedstaaten nun bis zu drei Jahre lang Grenzkontrollen verhängen – ein umstrittenes Zugeständnis an die anhaltenden Migrationsprobleme. Politiker wie Friedrich Merz fordern sogar dauerhafte Kontrollen an allen deutschen Grenzen.
EU-Abgeordnete wie Pascal Arimont und Lena Düpont warnen jedoch vor einer Aushöhlung des Schengen-Systems und fordern stattdessen wirksamere Maßnahmen an den EU-Außengrenzen sowie mehr Unterstützung für Sicherheitsbehörden wie Frontex und Europol.
Ein stabiler Schengen-Raum setzt voraus, dass Ursachen wie irreguläre Migration und Sicherheitsrisiken langfristig bewältigt werden. Ein entscheidender Schritt soll das Gemeinsame Europäische Asylsystem sein, das bis Mitte 2026 vollständig umgesetzt werden soll.