Die Türkei ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Über Jahrtausende hinweg lebten hier Menschen verschiedenster Ursprünge und haben ihre Spuren hinterlassen. Kein Wunder also, dass es mittlerweile 20 historische Stätten auf die Liste des UNESCO Weltkulturerbes geschafft haben. Gehen Sie mit uns auf die Reise und erkunden die reiche und faszinierende Geschichte der Türkei!
Historische Bereiche von Istanbul
Die 7,66 km² große Weltkulturerbestätte umfasst vier Bereiche:
- der Archäologische Park an der Ostspitze der Altstadt (mit Topkapi-Palast und Hagia Sophia),
- das Süleymaniye-Viertel mit der Süleymaniye-Moschee (erbaut 1550–57; ein Werk des Architekten Sinan (Er entwarf auch die Selimiye-Moschee in Edirne, siehe unten.),
- das Zeyrek-Viertel (mit der Zeyrek-Moschee),
- die 20 km lange Theodosianischen Landmauer im Westen der Altstadt İstanbuls.
Große Moschee und Krankenhaus von Divriği
Die Stadt Divriği (10.600 Einw.) liegt in Zentralanatolien. Im Osten der Stadt steht ein rechteckiger Gebäudekomplex (erbaut um 1228/29): Den Nordteil nimmt die Große Moschee, den Südteil das ehemalige Krankenhaus ein. Herausragend sind die Steinmetzarbeiten der Portale und die Holzschnitzereien der Kanzel (Minbar; um 1240).
Ruinen von Hattusa
Das Weltkulturerbe besteht aus zwei Stätten beim Ort Boğazkale (1.200 Einw.) in der Provinz Schwarzmeeregion:
- Hattuša war vom 17.–12. Jh. v. Chr. die Hauptstadt des Hethiterreichs. Teile der 6,6 km langen Stadtmauer wurden rekonstruiert (siehe Foto).
- Yazılıkaya (2 km nordöstlich von Hattusa) war ein Heiligtum der Hethiter. Es handelt sich um Felsenkammern mit zahlreichen Reliefs.
Die Keilschriftentafeln, die man in Hattusa fand, zählen zum UNESCO-Weltdokumentenerbe (siehe unten). Dem Tschechen Friedrich Hrozny gelang die Entzifferung. Das Hethitische ist als indogermanische Sprache u. a. dem Deutschen verwandt: Z. B. bedeutet „watar“ Wasser.
Monumentalgrabstätte auf dem Nemrut Dag
Der Berg Nemrut Dağı (2.150 m) erhebt sich in der südosttürkischen Provinz Adıyaman. Auf dem Gipfel ließ der persisch-griechische König von Kommagene, Antiochos I., im 1. Jh. v. Chr. eine Monumentalgrabstätte (Hierothesion) erbauen. Sie besteht u. a. aus einem 45 m aufgeschütteten Geröllhügel, drei Terrassen und mehrere Skulpturen. Erhalten haben sich u. a. die riesigen Statuen der West- und Ostterrasse.
Ruinen von Xanthos mit dem Heiligtum der Latona
Die Ruinen von Xanthos mit dem Heiligtum der Latona liegen in der südwesttürkischen Provinz Antalya.
- Xanthos war die Hauptstadt des Lykischen Bundes. Zu den zahlreichen Bauten zählt das Nereïdenmonument von Xanthos (um 390 v. Chr.). Es steht seit 1969 teilrekonstruiert im British Museum in London.
- Der Tempelbezirk Letoon liegt von Xanthos bei einer heiligen Quelle. Dort stehen mehrere Ruinen: drei antike Tempel (Leto, Artemis-, Appollon); nördlich Theater und Stoa, südlich ein Kloster.
Archäologische Stätte von Ani
Ani war im 10. Jh. die Hauptstadt Armeniens mit über 100.000 Einwohner*innen. Erhalten haben sich u. a. die Ruinen einiger Kirchen und der Stadtmauer.
Altstadt von Safranbolu
Die Altstadt von Safranbolu (51.000 Einw., Schwarzmeerregion) liegt im Tal; die Neustadt auf dem Plateau. In der Altstadt stehen Hunderte von osmanischen Fachwerkhäusern, mehrere Moscheen, 5 türkische Bäder (Hamam), drei Karawansereien. Ca. 7 km nördlich überquert der İncekaya-Aquädukt (18. Jh.) das Tokatlı-Tal. In der Umgebung baut man zwar Safran an; dass sich der Name Safranbolu davon ableitet, gilt als fraglich.
Göbekli Tepe
Der ca. 15 m hohe Göbekli Tepe („bauchiger Hügel“) liegt bei der Großstadt Şanlıurfa (bis 1983: Urfa; 2,15 Mio. Einw.) an der türkisch-syrischen Grenze. Hier befand sich eine kreisförmige Kultstätte (9.000. v. Chr.) einer Gesellschaft, die direkt nach der letzten Eiszeit als eine der weltweit ersten von der Jagd- zur Landwirtschaft wechselte.
Archäologische Stätte von Troja
Die archäologische Stätte von Troja liegt in der Westtürkei in der Nähe der Dardanellen (Verbindung zwischen Mittel- und Schwarzem Meer). An dieser günstigen Lage entstand spätestens ca. 3000 v. Chr. eine Siedlung (Troja I). Auf Zerstörung folgte mehrmals ein Wiederaufbau, so dass ein Trümmerberg mit mehreren Schichten entstand (Troja I–X), dessen Besiedlung erst im 5. Jh. n. Chr. endete. Ausgrabungen erfolgten im 19. Jh. durch den Engländer Frank Calvert und ab 1870 durch den deutschen Schatzgräber Heinrich Schliemann. 1873 wurde der Schatz des Prioamos entdeckt.
Arslan Tepe
Die archäologische Grabungsstätte Arslan Tepe („Löwenhügel“) liegt bei der Stadt Malatya (640.000 Einw.) in Ostanatolien. Hier befand sich seit 6.000 v. Chr. eine Siedlung, zuletzt die Hauptstadt des Hethiterreichs von Melid. Die Grabfunde, z. B. Skulpturen des Löwentors, sind in Museen in Ankara und in Malatay ausgestellt.
Selimiye-Moschee in Edirne
Die Stadt Edirne (170.000 Einw.) liegt im äußersten Nordwesten der Türkei an der Grenze zu Bulgarien und Griechenland. Von 1362 bis zur Eroberung Istanbuls (1453) war Edirne die Hauptstadt des Osmanischen Reichs.
1569–75 entstand dort die Selimiye-Moschee. Architekt war Yusuf Sinan (1490–1588). Er gilt als bedeutendster Architekt des Osmanischen Reichs. Sinan selbst soll die Süleymaniye-Moschee in Istanbul als Gesellenwerk, die Selimiye-Moschee als sein Meisterwerk bezeichnet haben. Die UNESCO hat beide zum Welterbe erklärt (siehe oben).
Kennzeichnend für die Moscheen des Osmanischen Reichs sind u.a. die sehr schlanken Minarette auf rundem Grundriss; bestehend aus Schaft, umlaufendem Balkon und Kegeldach. Die vier Minarette in Edirne sind je 71 m hoch.
Neolithische Stätte Çatalhöyük
Ca. 40 km südöstlich der anatolischen Stadt Konya (Einw.) liegen die Ruinen der jungsteinzeitlichen Siedlung Çatalhöyük auf zwei Hügeln. Dort lebten von ca. 7.500 bis ca. 5.700 v. Chr. mehrere tausend Menschen in Lehmhäusern, die man über das Flachdach betrat. Das Foto oben zeigt einen Teil der Grabungsstätte, der seit 2008 von einem Schutzbau bedeckt ist.
Die Funde sind ausgestellt in kleinen Museum vor Ort und vor allem im Museum für anatolische Zivilisationen in Ankara.
Bursa und Cumalikizik: die Wiege des Osmanischen Reichs
Das Welterbe besteht aus acht Stätten in Bursa und Cumalıkızık.
- Die Großstadt Bursa (3,1 Mio. Einw.) gilt als die Wiege des Osmanischen Reichs. Zu den sieben Stätten in Bursa zählen u. a. vier Moschee-Komplexe (Orhan-, Hüdavendigar und Muradiye-Moschee sowie Grüne Moschee), ein Badehaus sowie das Osman-Gazi-Mausoleum mit dem Grab von Osman I (1258–1324 oder 1326), dem Gründer des nach ihm benannten Osmanischen Reichs.
- Das Dorf Cumalıkızık (ca. 8 km östlich von Bursa) soll den Eindruck eines osmanischen Dorfes vermitteln.
Pergamon und seine Kulturlandschaft
Pergamon, ca. 80 km nördlich von İzmir, war im 3. und 2. Jh. v. Chr. Hauptstadt des Pergamenischen Reichs. Weltbekannt ist der Pergamonaltar, der auf der Berliner Museumsinsel steht. Beachtenswert sind u.a. das Asklepieion und die mit rund 190 m breiteste Brücke der Antike. Die Bibliothek von Pergamon gilt als zweitgrößte der Antike.
Aphrodisias
Die Ruinen der antiken Stadt Aphrodisias liegen im Südwesten der Türkei. Erhalten haben sich u. a. ein Theater, ein Stadion und Tempel, z. B. der Aphrodite-Tempel oder das Sebasteion. Die nahen Marmorsteinbrüchen führten zur Gründung einer bedeutenden Bildhauerschule.
Ephesos
Ephesos war eine der größten Städte des Römischen Reichs. Die Ruinen liegen ca. 70 km südlich von Izmir. Die Fassade der Celsus Bibliothek wurde 1970–78 wiederaufgebaut. Der Tempel der Artemis galt als eines der sieben Weltwunder.
Holzsäulen-Moscheen des mittelalterlichen Anatoliens
Die serielle UNESCO-Welterbestätte besteht aus fünf Moscheen in Anatolien. Die Gebäudehülle ist aus Stein; im Inneren tragen Holzsäulen die Flachdecke und Balkone. Die Holzkonstruktion ist aufwändig geschnitzt. Ein Beispiel ist die Mahmut Bey-Moschee (14. Jh.) im Dorf Kasaba.
Festung von Diyarbakır und Kulturlandschaft Hevsel-Gärten
Die Großstadt Diyarbakır (1,75 Mio. Einw.) liegt in Südostanatolien am Westufer des Tigris. Die Altstadt ist von einer 5,7 km langen Stadtmauer mit 82 Türmen umgeben (4. Jh.) und im Nordosten durch die Zitadelle geschützt. Die 7 km² große Kulturlandschaft Hevsel-Gärten erstreckt sich zwischen Altstadt und Tigris.
Gordion
Die archäologische Stätte Gordion beim Dorf Yassıhüyük (westlich von Ankara) umfasst einen Burghügel, die Ruinen von Häusern und Befestigungen sowie über 100 Grabhügel. Gordion war im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. die Hauptstadt des Phrygerreichs.
Bekannt ist Gordion durch den Gordischen Knoten: König Gordios gründete die Stadt und wickelte an einem Streitwagen Seile zu einem großen Knoten. Wer diesen Knoten löse, werde Herrscher Kleinasiens. 333 v. Chr. „löste“ Alexander der Große den Knoten, indem er ihn mit dem Schwert durchschlug.