Alarmstufe Rot durch ‘Meeresschleim’ – Marmara-See droht ökologischer Kollaps

müsilaj
21.12.2024 – 10:00 Uhr

In den Gewässern des Marmara-Sees wurden erneut massive Müsilaj-Bildungen – ein Schleim, der auch als ‘Meeresschleim- oder Rotz’ bezeichnet wird – festgestellt. Wissenschaftler schlagen Alarm: Vor den Küsten von Tekirdağ und Kocaeli zeigt sich die ökologisch katastrophale Entwicklung deutlicher denn je.

Ein Team der Universität Istanbul untersuchte den Zustand des Marmara-Sees mithilfe des Forschungsschiffs “R/V YUNUS-S”. Dabei dokumentierten sie eine fast zehn Meter dicke Schleim-Schicht in nur 22 Metern Tiefe – ein Phänomen, das normalerweise erst in deutlich größeren Tiefen erwartet wird. Auch in der Bucht von Izmit, nahe der Eskihisar-Region, fanden Taucher erneut Müsilaj-Ansammlungen in 10 bis 15 Metern Tiefe.

Prof. Dr. Melek İşinibilir Okyar, Expertin der Universität Istanbul, erklärte, dass die Verschmutzung und der Sauerstoffmangel im Marmara-See eine akute Gefahr für das gesamte Ökosystem darstellten. Sie betonte, die Verschlechterung schreite täglich voran. Ohne sofortige Gegenmaßnahmen würde die Situation irreversibel.

Wissenschaftler fordern nachhaltige Lösungen

Laut Okyar sei es unerlässlich, den Verschmutzungsgrad des Sees drastisch zu senken und nachhaltige Bewirtschaftungsstrategien einzuführen. Sie warnte, dass andernfalls nicht nur der Marmara-See, sondern auch das marine Leben in der gesamten Region langfristig massiv gefährdet sei.

Das Forschungsteam filmte mit Unterwasserkameras erschreckende Bilder: Ein verödeter Meeresboden, der kaum noch Lebenszeichen zeigt, und großflächige Müsilaj-Vorkommen, die sich wie eine dichte Schicht über den Grund legen. “Die Ergebnisse zeigen, dass die Lebensbedingungen im Marmara-See untragbar geworden sind”, erläuterten die Wissenschaftler.

Experten mahnen zu schnellem Handeln

Bereits in der vergangenen Woche untersuchten andere Forscherteams die Lage vor der Küste der Eskihisar-Region und berichteten von ähnlichen Befunden. Die Bilder der Unterwasserkameras verdeutlichten, dass die Gefahr durch Müsilaj weiterhin ungebremst anhält. Wissenschaftler mahnen nun, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um die fortschreitende Zerstörung des sensiblen Ökosystems zu stoppen.