Die Wasserkrise in Istanbul spitzt sich weiter zu: Die Füllstände der zehn Stauseen, die die Stadt mit Wasser versorgen, sind nach einem trockenen und niederschlagsarmen Sommer auf den kritischen Wert von 37,64 Prozent gesunken. Laut Prof. Dr. Lokman Hakan Tecer bleiben der Metropole nur noch 102 Tage, bis die Wasserreserven aufgebraucht sein könnten.
Kritischer Rückgang der Füllstände
Der anhaltende Wassermangel in Istanbul hat drastische Folgen. Vor allem die Stauseen in der Provinz Kırklareli, die Teile der Stadt versorgen, weisen historische Tiefstände auf. So beträgt der Füllstand des Kazandere-Stausees nur noch 5,31 %, während auf den ausgetrockneten Teilen des Stausees bereits Tiere weiden. Ähnlich kritische Werte weisen die Stauseen Pabuçdere und Istrancalar auf.
Alarmierende Wetterbedingungen
Prof. Dr. Tecer, Dekan der Technischen Fakultät der Namık Kemal Universität in Tekirdağ, warnt vor den dramatischen Folgen der Dürre: “Wir sehen einen deutlichen Rückgang der Pegelstände in den Stauseen, die Istanbul mit Wasser versorgen. Der Rückgang der Niederschläge in den letzten zehn Jahren ist besorgniserregend: Während 2014 noch 860 Kilogramm Regen pro Quadratmeter fielen, werden es 2024 nur noch 450 Kilogramm sein”, so Tecer.
Steigende Nachfrage verschärft Krise
Neben dem Rückgang der Niederschläge ist auch der Wasserverbrauch in Istanbul deutlich gestiegen. Wurden vor zehn Jahren noch rund 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Tag verbraucht, sind es heute 3,9 Millionen Kubikmeter. Dieser Anstieg des Wasserverbrauchs in Kombination mit dem Rückgang der Niederschläge übt einen enormen Druck auf die Wasserreserven aus, so Tecer.
Tecer betont, dass es jetzt darauf ankommt, verantwortungsvoll mit Wasser umzugehen. “Es ist unsere Aufgabe, ein Bewusstsein für einen sparsamen Umgang mit Wasser zu entwickeln. Das sollte schon in der Schulbildung verankert werden”, fordert er. Auch auf institutioneller Ebene müsse das Wassermanagement optimiert werden. Maßnahmen wie die Nutzung von aufbereitetem Wasser für die Garten- und Autopflege sowie die Wasserrückgewinnung in der Industrie seien dringend notwendig.
Wasserreserven reichen nur noch für 102 Tage
Angesichts der alarmierenden Situation sagt Tecer: “Wenn es so weitergeht wie bisher, reicht das Wasser nur noch für 102 Tage. Zwar werden für Herbst und Winter Regenfälle erwartet, doch ob diese ausreichen, um die Reserven wieder aufzufüllen, ist fraglich.”
Nach aktuellen Angaben der Istanbuler Wasserbehörde (İSKİ) sind die Staudämme, die die Stadt mit Wasser versorgen, zu 37,64 Prozent gefüllt. Der Wasserstand in den einzelnen Stauseen variiert stark: Während der Elmalı-Stausee mit 56,04 % noch vergleichsweise gut gefüllt ist, befinden sich andere Stauseen wie Alibey und Kazandere mit 8,46 % bzw. 5,31 % auf alarmierend niedrigem Niveau.