Unter den Straßen von Istanbul gibt es hunderte Zisternen. Für die Öffentlichkeit sind sie nicht zugänglich. Einzig die Basilica Cisterna kann man besuchen – und das sollte man bei einem Aufenthalt in Istanbul unbedingt tun.
Der Eingang zur Zisterne, der sich nahe der Hagia Sofia befindet, ist so unscheinbar, dass man nichts Besonderes erwartet. Über eine Treppe geht es hinab, wird dunkler und dunkler. Dann steht man in einem von Speziallampen in mystischem Licht erhellten Säulendom. Leise klassische Musik füllt den Ort. “Yerebatan Sarayi” (dt. versunkener Palast) nennen die Istanbuler diesen Ort auch. Ihren tatsächlichen Namen hat die Zisterne von der Ilius Basilika, die einmal über ihr stand.
Die Geschichte der Zisterne
Das fast 1.500 Jahre alte Bauwerk wurde vom oströmischen Kaiser Justinian zwischen 532 und 542 als Wasserspeicher zur Versorgung des Großen Palastes errichtet. Ihr Wasser bezog sie aus dem 20 Kilometer entfernten Belgrader Wald. Über zwei Aquädukte wurde es antransportiert. Im Laufe der Jahrhunderte geriet die Zisterne aber in Vergessenheit.
Ein französischer Naturwissenschaftler namens Pierre Gilles entdeckte sie im Jahr 1545 wieder. Auf der Suche nach antiken Manuskripten hielt er sich in Istanbul, damals Konstantinopel, auf und bemerkte, dass sich die Leute mit Wasser versorgten, indem sie Eimer in Löcher ihrer Kellerböden hinabließen und füllten. In so manchem Eimer schwamm auch ein Fisch. Gilles ging der Sache praktisch auf den Grund und fand die Zisterne.
Besuchermagnet und Filmkulisse
Seit ihrer Wiederentdeckung wurde die Basilica Cisterna mehrfach restauriert. Erst im Jahr 1987 wurde sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gezeigt wurde sie allerdings schon vorher: In den Sechzigerjahren ließ sich Sean Connery alias James Bond in “Liebesgrüße aus Moskau” über ihr Wasser rudern. Später gab der Ort auch Hollywoodfilmen wie “Inferno” und “The International” eine Kulisse.
Den Besucher erwartet ein 143 Meter langer, 65 Meter breiter Raum, dessen Ziegelgewölbe von 336 jeweils neun Meter hohen Marmorsäulen gestützt wird. Die Säulen weisen überwiegend korinthische und frühbyzantinische Merkmale auf. In zwölf Reihen stehen sie, 28 Säulen in je einer Reihe, und spiegeln sich im glasklaren Wasser.
80.000 Liter kann die Zisterne fassen. Ca. 40 Zentimeter hoch steht das Wasser heute und wird noch immer von Fischen bewohnt. Über mit Geländern versehenen Holzstegen werden die Besucher durch den Raum geführt. In der hinteren linken Ecke gibt es zwei Medusenköpfe zu sehen, einer steht auf dem Kopf, der andere liegt auf der Seite. Sowohl ihre Positionen als auch ihre Herkunft geben bis heute Rätsel auf.
Die beste Tageszeit für einen Besuch
Im Sommer, wenn man auf der Suche nach Abkühlung von der Hitze ist, lohnt sich der Besuch in mehrfacher Hinsicht. Es empfiehlt sich, unter der Woche in den früheren Morgenstunden oder am späten Nachmittag zu kommen. Dann teilt man das Erlebnis der Besichtigung mit nicht allzu vielen anderen.