Die malerische Küstenstadt Bodrum steht vor einer schweren Wasserkrise. Diese Woche wurde die Wasserversorgung komplett unterbrochen, so dass vier Stadtteile 20 Stunden lang und sieben weitere 16 Stunden lang ohne Wasser waren. Dieses dramatische Problem rückt die Region erneut in den Mittelpunkt der Diskussionen um Wasserknappheit, die in den letzten Jahren immer wieder auftraten.
In einer offiziellen Erklärung der Muğla Wasser- und Abwasserbehörde (MUSKİ) wurden die Hauptursachen der aktuellen Krise genannt: anhaltende Trockenheit, erhöhter Wasserverbrauch und die Auswirkungen des Klimawandels. Diese Faktoren haben zu einem erheblichen Rückgang der Wasserressourcen geführt, insbesondere im Stausee Mumcular, einer der Hauptquellen für die Trinkwasserversorgung von Bodrum. Aufgrund des extrem niedrigen Wasserstandes konnte der Stausee kein Wasser mehr liefern.
Suche nach alternativen Wasserquellen
Der Bürgermeister von Muğla, Ahmet Aras, sprach in einem Interview mit Habertürk TV über mögliche Lösungen für die Wasserkrise. “Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Wasserkrise in Bodrum und der Region”, betonte Aras und erläuterte die dramatische Situation: “Wir sind nicht mehr in der Lage, Wasser aus dem Mumcular-Stausee zu entnehmen, da der Wasserstand unter das nutzbare Volumen gefallen ist.”
Die Stadtverwaltung sucht deshalb nach alternativen Wasserquellen. Derzeit kann Bodrum nur 29 Millionen Kubikmeter Wasser liefern, obwohl der jährliche Bedarf bei 44 Millionen Kubikmetern liegt. Hotels und Einrichtungen entlang der Küste beziehen bereits einen Teil ihres Wassers aus Meerwasserentsalzungsanlagen oder privaten Brunnen, aber das reicht nicht aus, um den Gesamtbedarf zu decken.
Meerwasserentsalzung als unausweichliche Lösung
“Angesichts der anhaltenden Trockenheit und der steigenden Temperaturen haben wir keine andere Wahl, als die Meerwasserentsalzung weiter auszubauen”, sagt Aras. Die Kosten für die Entsalzung sind jedoch hoch, was die Herausforderung zusätzlich verschärft. Dennoch sieht Aras darin eine unumgängliche Maßnahme, um die Wasserknappheit in den Griff zu bekommen.
Neben der Entsalzung wird auch über den Bau neuer Stauseen nachgedacht. Ein Beispiel ist das Projekt des Kayadere-Stausees in der Region Milas, dessen Fertigstellung jedoch mindestens fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen wird. Zu den kurzfristigen Maßnahmen gehört das Bohren neuer Brunnen, doch auch dies stößt an Grenzen, da einige Brunnen versalzen und damit unbrauchbar werden.
Ein weiteres großes Problem sind die maroden Wasserleitungen, die immer wieder zu Rohrbrüchen führen. “Viele Leitungen stammen aus den 1980er Jahren und haben ihre Lebensdauer längst überschritten”, erklärt Aras. Für die Erneuerung der Infrastruktur ist ein Kredit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Höhe von 62,5 Millionen Euro vorgesehen, der allerdings noch auf die Genehmigung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan wartet.
Saisonale Bevölkerungsschwankungen
Ein zusätzlicher Belastungsfaktor ist die stark schwankende Bevölkerungszahl. In den Sommermonaten steigt die Einwohnerzahl Bodrums von rund 200.000 auf über eine Million, was die Ressourcen der Stadt stark beansprucht. Die Infrastruktur und die finanziellen Mittel orientieren sich jedoch an der offiziellen Bevölkerungszahl, was zu erheblichen Engpässen führt.
Bodrum steht vor einer großen Herausforderung, die nur durch eine Kombination aus kurzfristigen Notlösungen und langfristigen Infrastrukturprojekten bewältigt werden kann. Die Meerwasserentsalzung scheint dabei eine Schlüsselrolle zu spielen, um die Versorgung der Bevölkerung und die Zukunft der beliebten Urlaubsregion zu sichern.