Die Yivli Minare (zu Deutsch “Gefurchtes Minarett”) in Antalya, ein beeindruckendes Symbol der Geschichte und des kulturellen Erbes der Stadt, steht seit Jahrhunderten trotz zahlreicher Katastrophen stolz im Herzen der Stadt. Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung hat jedoch ergeben, dass sich das prächtige Bauwerk um 35 Zentimeter nach Süden geneigt hat. Ähnlich besorgniserregend ist die Lage des berühmten Eğri-Minare in Aksaray. Doch was steckt hinter diesen Neigungen?
Historisches Monument trotzt den Elementen
Das Yivli-Minarett ist nicht nur für seine architektonische Pracht bekannt, sondern auch für seine bewegte Geschichte. Im 13. Jahrhundert von Sultan Alaeddin Keykubad erbaut, besteht die Minare aus 90 Stufen und acht Furchen, denen sie ihren Namen verdankt. Im Laufe der Jahrhunderte trotzte sie zahlreichen Naturkatastrophen, darunter dem Erdbeben von Fethiye-Rhodos im Jahr 1957. Doch angesichts der heutigen Erdbebengefahr rückt die Diskussion um die Widerstandsfähigkeit solcher historischen Bauwerke wieder in den Vordergrund. Prof. Dr. Ramazan Özçelik von der Akdeniz Universität, Experte für Bauingenieurwesen und Leiter des Zentrums für Erdbebenforschung, betonte im Gespräch die Wichtigkeit dieser Debatte.
Wissenschaftliche Untersuchung der Neigung
In einer detaillierten Masterarbeit wurde festgestellt, dass das Yivli-Minarett um 35 Zentimeter nach Süden geneigt ist und mit zunehmender Höhe von seiner Achse abweicht. Prof. Dr. Özçelik erläutert die Methodik der Untersuchung: “Wir haben einen Beschleunigungsmesser an der Spitze des Minaretts angebracht, ohne das Bauwerk zu beschädigen. Anhand der gesammelten Daten konnten wir die Strukturperiode des Bauwerks berechnen. Diese Information ist entscheidend, um die Erdbebensicherheit des Minaretts beurteilen zu können. Unsere Berechnungen ergaben, dass das Minarett den in Antalya zu erwartenden Erdbebenkräften nicht standhalten würde.”
Ursachen der Schieflage
Prof. Dr. Özçelik spekulierte über die mögliche Ursache der Schieflage: “Es könnte sein, dass das Minarett schon beim Bau schief gebaut wurde. Der Untergrund ist geneigt, was zu Setzungen geführt haben könnte. Auch Erdbeben könnten die Schieflage verursacht haben. Es gibt verschiedene mögliche Erklärungen, aber es ist schwierig, eine endgültige Antwort zu finden.” Auch die regelmäßigen Restaurierungsarbeiten sind ein Thema, das Prof. Dr. Özçelik anspricht: “Kleinere Reparaturen und Verstärkungen können keine so große Schieflage verursachen. Es ist also unwahrscheinlich, dass Restaurierungen die Ursache sind.”