Die Türkei kämpft mit einer hohen Inflation, die den Tourismus stark beeinträchtigt. Während Hotel- und Flugpreise in die Höhe schnellen, suchen immer mehr Türken nach günstigeren Urlaubszielen und finden diese im benachbarten Griechenland. Doch Experten warnen, dass Griechenland ein ähnliches Schicksal droht.
Zehntausende Türken strömen in diesem Sommer auf die griechischen Ägäis-Inseln. Dabei handelt es sich nicht um die vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan oft angedrohte “militärische Invasion bei Nacht”, sondern um friedliche Urlaubsreisen. Die Türken schätzen die Ruhe und Gastfreundschaft in Griechenland und entfliehen der heimischen Inflation.
Die Türkei und Griechenland haben eine lange Geschichte als Nachbarn, aber in diesen verrückten Zeiten profitiert Griechenland wirtschaftlich von den türkischen Touristen. Hotelpreise und Ticketkosten in der Türkei sind explodiert, was Griechenland zu einer attraktiven und billigeren Alternative macht. Ironischerweise können sich viele Griechen selbst keinen Urlaub im eigenen Land leisten.
Die bekannte türkische Schauspielerin Begüm Öner, die kürzlich sowohl in Bodrum als auch auf der griechischen Insel Samos Urlaub machte, kritisierte nach ihrer Rückkehr die hohen Preise in der Türkei. Sie wies auf die großen Preisunterschiede hin: “Für eine Mahlzeit mit Garnelen oder Tintenfisch für zwei Personen zahlt man in der Türkei 5.000 Lira, während es auf Samos nur 1.500, vielleicht 1.000 Lira kostet.” Außerdem habe sie auf Samos kostenlose Strände vorgefunden, die es in der Türkei kaum noch gebe.
Die Inflation in der Türkei erreichte im Mai 75,4 Prozent, was die Preise für Unterkünfte und Restaurants weiter in die Höhe treibt. Viele Türken beschweren sich in sozialen Netzwerken über die hohen Preise, zum Beispiel für fünf Kugeln Eis, die umgerechnet 36 Dollar kosten. Ein führender türkischer Restaurantverband rief sogar zu Preissenkungen auf, um die Branche zu beleben.
Hohe Ausgaben der türkischen Touristen
Die steigende Zahl türkischer Touristen beschert den griechischen Inseln Rekordgewinne. Die Inseln profitieren mehr von den türkischen Touristen als von den Chartertouristen aus Nordeuropa, durch die sie doppelt so viel einnehmen. Kostas Moutzouris, Gouverneur der Region Nordägäis, äußerte sich positiv über die wirtschaftlichen Auswirkungen.
Bereits im April reisten rund 20.000 Türkinnen und Türken nach Griechenland, um die Tourismussaison vorzeitig zu eröffnen. Dank eines neuen, vereinfachten Visaverfahrens konnten sie problemlos für sieben Tage auf die Inseln Chios, Kos, Lesbos, Rhodos und Samos reisen.
Skepsis in Griechenland
Trotz des derzeitigen Tourismusbooms herrscht in Griechenland Skepsis. Experten warnen vor einer Überbewertung des Tourismus und steigenden Preisen, die den heimischen Tourismus gefährden könnten. Nikos Philippidis, Kommentator der Tageszeitung „Ta Nea“, betont, dass Griechenland das Schicksal der Türkei drohen könnte, wenn die Preise weiter unkontrolliert steigen.